Yellowstone National Park
Auf dem Weg zum westlichen Eingang des Yellowstone Parks wird es langsam wieder grüner. Es gibt sogar hier und da einen kleinen See und bewässerte Anwesen mit Blumen vor der Haustür. Der Vergleich ist jeden Glückes Tod, dachte ich als ich in den Park von der Westseite her hinein fahre. Kilometerlang fahre ich an kleinen Tannen vorbei. Vielleicht ist man hier ja froh, überhaupt etwas Grünes zu sehen, denke ich mir. Das soll sich schon am nächsten Morgen bei der kürzeren 180 Kilometer langen Rundfahrt durch den Park ändern. Ich treffe auf unwirklich scheinende Landschaften: Flüsse, an deren Seiten das Wasser kocht, Büffel neben dampfenden Erdlöchern, ganzen Büffelherden auf heißem Boden, dem farbenprächtigen Yellowstone Canyon und speienden Geisieren. Beeindruckend ist auch die an den Autos und meinem Motorrad vorbei ziehende Büffelherde. Eine Motorradfahrerin, in schwarzer Bekleidung und offenen Helm, scheinen die Büffel noch nicht so oft gesehen zu haben. Sie schauen mir geradewegs in die Augen. Mir stock der Atem, verhalte mich lieber ruhig, lasse mein knatterndes Motorrad ausgeschaltet und suche Schutz hinter ihm oder den stehenden Autos. Instinktiv, das richtige Verhalten wie ich später im Informationmaterial lese. Die Warnung vor den wilden Bären, macht zwar Hoffung auf welche, diese und die anderen Tiere halten sich aber von der viel befahrenen, rund um den Park führenden Straße lieber fern. Was ich gut verstehen kann. Ich wäre auch lieber ab Mitte September hergefahren, wenn der Touristentrubel vorbei ist. Nur leider kann dann im über 2000 Meter hoch gelegenen Yellowstone Park schon Schnee fallen und mit dem Motorrad ist das nicht mehr lustig, wie die Fahrt durch den Denali Park in Alaska gezeigt hat. Immerhin sehe ich noch brütende Weißkopfadler und ein lebendes Karibou auf der Straße. Die vielen toten Rehe am Rande der Straße Richtung Salt Lake City am nächsten Tag lassen auf regelmäßige Unfälle mit Tieren hier schließen.
Und während ich noch am Morgen beim Kaffee von zwei netten Kanadiern angesprochen werde, die wiederum die African Twin im Park gesehen haben, sitze ich am Abend zusammen mit Denise, Bob und Mike am Lagerfeuer, die natürlich wissen wollen, was eine Frau alleine, noch dazu mit Motorrad, so alles erlebt und vor hat. Dabei erzählen die rüstigen Rentner, dass sie schon die ganze Welt bereist haben, bis auf Europa.
An den Yellowstone Park schließt sich der Grande Teton Nationalpark an. Wo aber genau diese „großen Brüste“ zu sehen sein sollen, lasse ich den Betrachter lieber selbst heraus finden. Vielleicht braucht es ja auch Schnee auf den Bergen, damit der Eindruck stimmt.
Ich lande nach einer langen, sehr schönen und anstrengenden Fahrt in Logan, kurz vor Salt Lake City. Besonders das letzte Stück Strecke kurz vor Logan war wunderschön und ich bereits viel zu kaputt um genießen zu können. Nach über 400 km versuche ich nur noch ein Motel zu finden, zu duschen und zu schlafen.
Der nächste Tag führt mich an Salt Lake City vorbei und in meinem Navi habe ich als Überschrift „Durch!“ eingegeben. Städte sind bei mir nicht so beliebt, da will ich lieber schnell wieder raus. Die Autobahn an Salt Lake City vorbei ist dann auch mindestens sechs spurig und neben mir fahren richtig schwere LKW, die mich das ein oder andere Mal ins straucheln bringen. Hoch konzentriert überhole ich die meisten LKWs, damit dies ein schnelles Ende hat. Und kurz danach, fahre ich bereits von der Autobahn ab und erlebe wieder ein Highlight nach dem andern. Hatte gar nicht geglaubt, dass die Fahrt entlang des Utha Lake noch so gut werden wird. Pause mache ich unter einem Baum neben einer Kirche und lande in einem Motel in Salina, das auch das zu Hause von einem roten Kater und zwei kleinen Hunden ist.