San Francisco

Vom North Tahoe Lake in Nevada zum South Tahoe Lake in Kalifornien und einen letzten Blick auf die Berge werfend, fahre ich Richtung San Francisco. Rechts und links der Straße reihen sich Plantage an Plantage. Alle sind bewässert. Jeder Baum hat seine eigene Wasserzufuhr. Anders würde hier sonst nicht viel wachsen.

 

Über die San Francisco-Okland Bay Bright fahre ich nach San Francisco rein. Ohne Navigationssystem kaum machbar. Hier ist die Hölle los. Sechs spurige Brücke und links abgehende Abfahrten. Alles klappt ganz wunderbar und dank guter Vorbereitung lande ich ohne Umwege im Adelaide Hostel an der Isadora Ducan Street 5.

Gut vorbereitet und ausgestattet mit ADAC Informationsmaterial über San Francisco gehts los! Ich kaufe einen sieben Tage Bus und Cable Car Pass und gelange in die Balmy Street im Mission District, der heute besonders wegen seiner Wandmalereien bekannt ist.

 

Der Rückweg führt über den Castro Bezirk. Gut sichtbar hängen dort die Regenbogenfahnen, das Symbol der Schwulenbewegung. Harvey Milk übernahm hier als erster offen Homosexueller ein politisches Amt, wurde jedoch 1978 zusammen mit Bürgermeister George Moscone ermordet.

 

Vom Almo Square, der wegen seiner Postkartenansicht mit den Painted Ladies, sieben verschiedenfarbig gestrichenen viktorianischen Häusern aus dem späten 19. Jahrhundert, berühmt geworden ist, geht es zurück zum Abendessen im Hostel. Für sechs Dollar kann man sich hier bekochen lassen und ein kleines Frühstück ist im Preis inbegriffen. Eine wunderbare Möglichkeit für junge Backpackers (Rucksackreisende SchülerInnen, StudentInnen u.a.) 

 

Das Adelaide Hostel liegt im Theater District und in San Francisco ist heute Regen angesagt. Da liegt es nahe, dass ich mir das Museum of Modern Art (MOMA) ansehe. Zumal ich das MOMA in New York vor einigen Jahren bereits sehr gut fand und in der MOMA Ausstellung in Berlin ebenfalls war. Also hin.

Auf dem Weg zum MOMA gibt es dann doch noch so die ein oder andere Kuriosität in San Francisco zu sehen: Kopfüber-Seilbahn-Fahrer, Dreharbeiten, Polizeiaktionen gegenüber kleinen roten Fahrzeugen, Schuhputzer ….

Am Seil unterwegs mit dem Cable Car Richtung Golden Gate Bridge. Das Schnurren der Stahlseile und das Quietschen der Räder in den Cable Car Schienen gehört zu San Francisco wie die Nebelhörner. Bis zu 26 Cable Cars mit gleichmäßigen 15 km/h können seit 1984 wieder über die Hügel der Stadt rattern. Zwei Mann sind für den Betrieb eines Cable Car nötig. Der Gripman hakt sich mit einem speziellen Eisenhaken in das Kabel ein und bedient die Glocke. Der Conductor achtet bei entgegen kommenden Cable Cars, scharfen Kurven und rasanten Talfahrten auf das Wohl der Passagiere, die seitlich am Rand stehend mitfahren. Er platziert die Mitfahrenden und kassiert. Mittlerweile ist auch die 6,5 km lange California Line (1876) nach den Wartungsarbeiten wieder in Betrieb. Cable Car fahren ist ein Muss, wenn man hier in San Francisco ist!

 

An der Golden Gate Bridge angekommen, fallen mir die vielen Hundesitter mit ganzen Horden von kleinen, großen, dicken, dünnen, schwarzen und weißen u.v.m. Hunden auf. Ein Strand für Vierbeiner. Im Sand liegt hier kaum jemand, obwohl die Sonne an diesem Tag noch so kräftig ist, dass ich mir einen Sonnenbrand hole. Der Wind um diese Jahreszeit ist bereits sehr kühl.

 

Und dann eine faszinierende Show am Himmel. Eine Flugshow der Blue Angels ist der krönende Abschluss der dreistündigen Vorführung, die mich an den Himmel und die dortigen Kunstflieger fesselt. Unglaublich wie präzise diese Formationen sind und mit welcher absolut geringen Distanz voneinander geflogen wird. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass diese Piloten in ihrem Leben noch etwas anderes machen als fliegen. Unglaublich atemberaubend! Und da ich in den ersten zwei Stunden Übung im Fotografieren schneller Flugzeuge gesammelt habe, bin ich froh die Blue Angels ein paar Mal gut getroffen zu haben.

 

Der alte Hafen an der Fisherman´s Wharf ist eine touristische Hauptattraktion. Wo früher in Fabriken Obstkonserven und Schokolade produziert wurde, stehen jetzt Fischlokale, Souvenirläden, kuriose Attraktionen u.v.m.

 

An Pier 39 sind seit vielen Jahren Seelöwen zuhause, die ihren Platz direkt vor dem Publikum auf den Stegen gefunden haben.

Weiter geht es zur kurvenreichsten Straße der Welt. Die 400 Meter lange Lombard Street hat acht sehr scharfen Kurven, damit die (Touristen-) Autos über 25 prozentige Steigung bewältigen können. Hier reißt der Verkehr niemals ab. Wohnen möchte ich an dieser Straße nicht, die sehr gut auch zu Fuß mit dem Cable Car von oben her zu erreichen ist.

 

Und auch andere Straßen in San Francisco sind steil, so dass die Autos grundsätzlich die Vorderreifen zum Bordstein drehen. Nur für den Fall, ein Auto sollte sich mal verselbständigen.

Im Lincoln Park finden gleich zwei Hochzeiten statt. Die Braut und Brautjungfern sehen umwerfend aus.

Und obwohl es im Lincoln Park am nebligsten sein soll, habe ich einen relativ klaren Blick auf die Golden Gate Bridge und die auch heute stattfindende Kunstflugshow. Einen Flieger der Blue Angels kann ich beim Überfliegen der Brücke sogar fotografieren.

 

Endlich sehe ich den Pazifik wieder, der mich nun einen Großteil der Reise begleiten wird. San Francisco hat im Westen direkt am Pazifik ihren schönen, sehr langen und breiten Ocean Beach.

 

Protest gegen Konventionen und Intoleranz, gegen Hass und Krieg und für freie Liebe und Drogen führte in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Flower-Power-Bewegung, die 1967 im Sommer of Love gipfelte. Zum Anlaufpunkt der Hippies wurde der Stadtteil um die Straßen Haight-Ashbury, „Hashbury“ genannt. Heute gibt es hier neben Straßencafés, ausgefallene Läden mit Klamotten aus dieser Zeit, aber auch Aussteiger, Straßenkinder und Punks.

 

Mit der Linie 37 gelange ich zwar nicht auf direktem Wege, dafür aber auf dem ca. 280 Meter hohen Hügel „Twin Peaks“. Hier sind bei klarem Wetter traumhafte Ausblicke auf San Francisco garantiert und noch schöner ist es, wenn der Nebel über die Hügel, die Golden Gate Bridge und Alcatraz in die Stadt zieht und langsam wieder verschwindet. Da könnte ich stundenlang stehen und zu sehen.

 

Unbedingt zu besuchen ist die Cheesecake Factory im Macys. Ich habe noch nie einen so guten Käsekuchen gegessen und ich bin Käsekuchen-Fan!

 

Und neben all den schönen und faszinierenden Dingen die San Francisco zu bieten hat, gibt es hier jede Menge Menschen, die auf der Straße leben. Viele die durch den Drogenkonsum ihren Verstand verloren haben und vor sich und anderen hin faselnd durch die Stadt torkeln. Kein soziales Netz, dass sie auffängt wie es bei uns normal ist, lässt so ein Stadtbild eben auch leiden. Schön, dass die United States mit ihrem Präsidenten Obama da auf dem richtigen Weg in Richtung gesetzliche Sozialversicherungen, insbesondere Krankenversicherung, sind.