Bolivien (14.05. - 17.05.2012)

14.05.

 

Erster Anlaufpunkt heute morgen ist die Grenzstelle von Chile. Hole mir wie alle anderen Mitreisenden einen Ausreisestempel und

dann geht es mit dem Bus weiter über leicht verschneite Straßen zur bolivianischen Grenze und den dort wartenden beiden Jeeps für die Tour duch Bolivien.

Beim Frühstück auf dem Parkplatz der Grenze lerne ich die Mitreisenden für die nächsten 1.000 Kilometer und Tage kennen: Robert und Cris aus Brazilien, Sabrina und Jan aus Sachsen, Eva aus Californien

Wir deutschspanglischen alle miteinander und kaufen beim nächste Halt die Eintrittskarten für den bolivianischen Nationalpark für 150 Bolivianons (ca. 20 €), um anschließend zur Laguna Blanca und Verde auf 4.350 Metern durchzustarten.

Danach besteht die Möglichkeit bei gefühlten Minusgraden in heißen Quellen zu baden und beim Austeigen aus solchen sich keine Erkältung zu holen oder zu erfrieren. Ich stehe warm eingpackt lieber daneben und schaue zu wie man mit Wohlgenuss ein- und Friofrust aus den heißen Quellen steigt.

Mit dem Jeep geht es immer weiter hinauf und das macht müde und bereitet bereits jetzt dem ein oder der anderen Kopfschmerzen. Bei 5.000 Metern über dem Meeresspiegel schauen wir uns die dampfenden Geisiere an.

Am frühen Abend erreichen wir die Laguna Colorada. Nach dem Abendessen spazieren wir am Rande des Sees auf 4.800 Höhenmetern an den ersten Flamingos vorbei und ich falle anschließend zufrieden und totmüde ins Bett. Hier oben friere ich bereits ordentlich trotz der drei Pullover plus dicker Jacke, Handschuhe und Alpacahut, aber sonst geht es mir gut, während andere bereits heftigere Kopfschmerzen haben.

Die Nacht verbringen alle mehr schlecht als Recht auf 4.800 Metern in der direkt an der Laguna Colorada liegende Hospedaje, deren Eigner mit dem Bedürfnis ein Bad bzw. eine Toilette zu haben, nicht sonderlich vertraut sind. Das bedeutet, dass es neben einfachen Schlafräumen keine Duschen und Strom gibt und für über 20 Gäste genau zwei Toiletten, die keine Spülung besitzen, außer man schöpft Wasser und spült selbst nach. Bis zum nächsten Morgen halten das aber nicht alle Gäste durch und so bin ich froh, dass ich die Toiletten nur im Dunkeln gesehen habe und mir nur das niederschlagende Urteil meiner Mitreisenden anhören konnte.

Die Höhe von 4.800 Metern bewirkt bei mir vor allem Schlaflosigkeit, Atemnot und starkes Herzklopfen. Diesmal gemischt mit Übelkeit und leichten Kopfschmerzen, sobald ich mich ins Bett gelegt hatte. Nach der ersten Nacht sind aber auch alle anderen froh, so schnell wie möglich wieder ein paar Höhenmeter herunter zu fahren.

15.05.

 

Nach dem Früstück, dass ich lieber ausgelassen hätte, geht es mir aber gleich besser und die Müdigkeit verfliegt beim ersten Halt am Árbol de piedra.

 

 

 

 

 

Durch die Wüste Sioli

fahren wir zur Laguna Chlarcota Hedionda, in deren Mitte eine ganze Schaar von Falmingos steht.

Und auch im nächsten See umgeben von Schneebedeckten Bergen und Vulkanen tummeln sich viele Flamingos.

 

Wir fahren weiter über Wüstenstraßen und einem kleinen Salzsee

vorbei an Vikumias (geschützte Lamaart), einem Fuchs und ein Wüstenhase gesellt sich zu uns zum gesunden Mittagessen mit Tomaten , Gurken, Reis mit Thunfisch

mit Blick auf moosbedeckte grüne Steine über die sich weiße Vulkane erheben.

Der Rauch des aktiven Vulkans Ollague ist schon von weitem zu erkennen und so ist ein Fotostopp obligatorisch.

Noch vor dem Dunkeln beziehen wir ein neues Hotel, dass aus Salzsteinen erbaut wurde

mit Blick auf den Salar de Uyuni aus Hotelfenster heraus. Gleich vier dicke Decken plus Schlafsack sollen mich in der Nacht vor der Kälte im unbeheizten Zimmer schützen. Und tatsächlich es wird damit so warm, dass ich außer dem Pyjama keine dicke Jacke und Socken anziehen muss. Ein wunderbarer Tag geht nach einer warmen Dusche und leckerem warmen Abendessen zu Ende und morgen erwartet der Salar de Uyuni in greifbarer Nähe bereits auf mich.

16.05.

 

Um 6:30 Uhr ist die Abfahrt angesagt worden und wir erleben den Sonnenaufgang bereits direkt auf dem noch vorhandenen Stück Straße, die über den Salar de Uyuni führt.

Das ist wirklich guter Grund, um vor Freude in die Luft zu springen.

Ich genieße die Zeit bis es langsam hell wird in vollen Zügen.

Die Straße auf der wir stehen endet hier im Salzwasser und wir staunen alle nicht schlecht als sich der zweite Jeep in Bewegung setzt und ins 15 cm tiefe Wasser fährt. Das wollen wir nicht verpassen und fahren mit unserem Jeep gleich hinterher in den über dem Salzsee glitzernden Sonnenaufgang hinein.

Erreichen festen Salzboden unter den Rädern und erleben unbeschreiblich schöne Momente auf unendlich scheinendem weißem Untergrund, der einer Eisfläche ähnelt, auf der ich am liebsten Schlittschuh laufen würde und strahlend blauem Himmel darüber dessen Sonne das Salz zum Glitzern bringt.

Beim Spaziergang über den Salar de Uyuni erkennt man die bienenwabige Struktur des Salzbodens

und die überwältigenden Eindrücke halten wir vor und nach dem Früstück in dieser einmaligen Umgebung in lustigen Bildern fest.

Über den größten Salzsee der Welt geht es zum Salzmuseum.

Edwin unser Fahrer stopp plötzlich und fährt mit dem Jeep einen Kreis, stopp wieder, steigt aus und kommt mit einen Flamingoei zurück, auf dem ich kurze Zeit später stehen werde. Aber auch Wanderschuhe lassen sich im Foto gut erklettern.

Kurz bevor der Jeep die feste Sraße wieder erreicht, machen wir einen letzten Stopp an den Minas de Sal und

können im nächsten Dorf Souvenirs einkaufen, im Salzrestaurant Mittagessen und die Salzgewinnung und den Salztransport beobachten.

Den obligatorischen Lokomotiven-Friedhof, der direkt neben den Bahmschienen liegt, die von Bolivien nach Chile führen, erreichen wir kurz vor Uyuni.

In Uynui endet für die meisten die gebuchte Tour. Sie übernachten im Hotel oder fahren mit dem Bus weiter nach La Paz oder Potosi. Ich wechsel den Jeep und Fahrer und fahre mit Robert und Cris aus Brazilien zurück in Richtung San Pedro de Atacama, wo ich mein Motorrad im Hostal stehen gelassen habe. Dies war die einzig richtige Entscheidung, denn während ich anfänglich noch der Meinung war, dass die Straßen mit dem Motorrad gut zu befahren sind, änderte sich das schnell und die sehr steinigen oder sandigen unbeschilderten Straßen hätte ich mit meinem Motorrad und Navisystem nicht befahren wollen.

Dennoch erfuhr ich von unserem Fahrer, dass selbstverständlich hier auch Motorradfahrer, sogar Fahrradfahrer und Fußgänger entlang reisen, ausgestattet mit genügend Wasser , Zelt und warmen Sachen. Was die wohl gegen die Höhenkrankheit tun? Wahrscheinlich einfach langsam weiter fahren bzw. gehen, denn außer dem ein oder anderen Touristenjeep habe ich in dieser wundervollen Landschaft nicht viel gesehen.

Am späten Abend erreichen wir im Dunkeln das Hotel de Mar auf 4.000 Meter Höhe. Vor und nach dem einfachen Abendessen bestaune ich den unbeschreiblich klaren Sternenhimmel und versuche das bei uns nicht zu sehende Sternebild „Kreuz des Südens“ zu fotografieren. Schade, dass es wieder am Abend nachdem die Sonne untergegangen ist so bitter kalt wird, sonst wäre ich gerne unter diesem südlichen Sternenhimmel im Freien eingeschlafen.

Auch diese Nacht ist Schlaflosigkeit angesagt. Diesmal ohne Übelkeit und Kopfschmerzen. Dennoch bin ich froh, dass wir bereits um 5:30 Uhr am nächsten Morgen nach San Pedro aufbrechen wollen.

17.05.

 

In der Nacht haben sich noch drei weitere Jeeps eingefunden, die sich alle zusammen früh morgens auf den Weg in Richtung Chile machen.

Der Fahrer hat uns gestern Abend bereits gesagt, dass es vor dem Sonnenaufgang bitter kalt werden wird und ich dachte noch, dass ich das ja bereits kenne. Kannte ich aber noch nicht in den Ausmaßen. So sitze ich mit dicken Socken und warmen Schuhen, langer Unterhose unter der Hose, drei Pullovern und dicker Jacke unter meinem 1A-Winterschalfsack und friere als ob ich nichts an hätte.

Diesen Jeep vertraue ich nicht so ganz, da der neue Fahrer hin und wieder aussteigt und die Radschrauben festzieht. Und tatsächlich, dauert es an diesem Morgen nicht lange bis wir einen platten Reifen haben, der in der Kälte gewechselt werden muss. Eigentlich wundert mich das bei diesen steinigen Straßen und den vielen Flußüberquerungen auf dem Weg zurück nicht besonders. Der Fahrer hat das Auto mit Insassen schnell hochgebockt, den Ersatzreifen bereitgelegt und den Reifenwechsel gut und vor allem schnell im Griff. So erleben wir den Sonnenaufgang erneut an den diesmal dampfenden heißen Quellen.

Fahren durch die nach dem Maler Dalí benannte Wüste an seinen Zeichnungen erinnernden Steinen und Bergen

und dem bereits auf chilenischer Seite befindlichem Vulkan Licancahur

erst zum bolivanischen und dann zum chilenischen Grenzübergang, an dem allen Koffer nach nicht erlaubten Gegenständen durchgesehen werden. Und tatsächlich habe ich doch eine Banane vom Frühstück und Robert zwei Äpfel im Gepäck und vergessen in der entsprechenden Erklärung für die chilenische Grenze anzugeben. Also müssen wir eine neue Erklärung ausfüllen. Dabei kommt die Banane sogar aus San Pedro und nicht aus Bolivien. Sie hat genau den Frühstücksparkplatz vor der dem bolivanischen Grenzhäuschen gesehen, an dem wir diesen Morgen wieder vom Jeep in den Bus nach San Pedro de Atacama gewechselt sind. Die Grenzbeamtin bleibt nett, behält Banane und Äpfel (zum eigenen Frühstück? ;-) und mehr passiert nicht.

Und obwohl ich das Gefühl hatte, die ganze Nacht nicht geschlafen zu haben, bin ich bis zum späten Abend fit, kann meine Fotos organisieren, meine Wäsche in die Reinigung bringen, Geld abheben, einen kleinen Stadtbummel machen, mit Stefan in Deutschland skypen, meine E-Mail durchsehen, Abendessen gehen und für die Abfahrt am nächsten Morgen alles vorbereiten, denn das Hostal ist wegen der Ferien rund um den Día de las Glorias Navales (21. Mai) ausgebucht und hat für mich kein Bett mehr frei. Schade, denn es schläft sich im Hostal Ruca auf der Toconaostraße gleich neben der Nummer 535 für 12.000 chilenische Pesos (ca. 18 €) mit Früstück gut und für chilenische Verhältnisse preiswert und das Frühstück ist nach so langer Zeit der Entbehrungen einsame Spitze. Ich habe die guten Brötchen, die es in Kolumbien, Ecuador und Peru nicht gab, ohne es zu merken doch sehr vermisst und die Auswahl an Aufschnitt und Früchten zum Frühstück lässt mich in ein wieder reicheres Land wähnen, dessen Standards von der Grenze ab, sofort auch preislich höher ist. Und auch das Verhalten der Menschen hat sich sich schlagartig verändert: Sehr selbstbewußt distanziert, immer noch hilfsbereit, aber mit sehr viel weniger Interesse an den Geschichten fremder Weltreisender wie mir, da es zumindest in San Pedro de Atacama nur von Touristen aus aller Welt so wimmelt.