Chile: Durch die Atacamawüste nach Patagonien (18.05. -
18.05.
Früh am Morgen ist es auch in San Pedro de Atacama noch sehr kalt und so lasse ich mir Zeit beim Frühstück und erfahre beim Tanken, dass die Straßen in Calama aus irgendeinem Grund gesperrt sein sollen. Habe aber keine Probleme über die Umgehungsstraße nach dem ca. 300 Kilometer entfernten Antofagaste abzubiegen.
Fahre weiter durch die Wüste Gorda an Übertageabbaugebieten, verlassenen Minenarbeiter Dörfern und Piplines vorbei.
Zum Mittag erreiche bereits Antofagaste am Pazifikstrand und habe Zeit eine Unterkunft zu suchen, da ich bei meiner Internetrecherche nach einem Hostal in Antofaste nicht fündig geworden bin und die Anrufe der hilfsbereiten Eigentümerin vom Hostal Ruca bei Hotels keine wirklich zufriedene Lösung erbracht haben. Eine an meinem Motorrad interessierte Polizeistreife frage ich mitten in der Stadt an einer roten Ampel nach einem Hotel. Ich soll ihnen folgen und sie bringen mich ins nächstgelegene vier Sterne Hotel mit einem Zimmer für 110 USD. Könnte ich mir leisten, will ich aber nicht. So erfahre ich, dass um die Ecke auch noch das Ibis Hotel ist mit 77 USD für eine Nacht. Da fange ich schon an zu überlegen, ob ich mir das nette Ambiente gönnen soll, frage aber nochmal nach einem preiswerteren Hotel und komme schließlich im Hotel Costa de Marfil auf der Calle Prat 950 für 20.300 Pesos mit Frühstück (ca. 31 €) unter, das nette Zimmer hat und mich von der Bauweise an ein ehemaliges Gefängnis erinnert. Für eine Nacht erfüllt es aber alle Voraussetzungen, die ich zum glücklich sein brauche.
Noch beim Einchecken spricht mich José aus der Schweiz an. Er hat mein deutsches Kennzeichen gesehen und es dauert nicht lange, da verabreden wir uns zum gemeinsamen Abendessen. José und Sara sind bereits seit über einem Jahr mit dem Fahrrad durch die ganze Welt unterwegs. Und so tauschen wir interessante Geschichten und Adressen aus.
19.05.
Tanken und Öl nachfüllen und schon geht es raus aus Antofagste wieder rein in die Wüste, die nicht mehr wirklich sehen mag und Richtung Süden. Da ich mir bei der Straße entlang des Pazifik nicht sicher bin, ob sie vollständig fertiggestellt ist, fahre ich von La Negra über die 5 und biege schließlich auf die B-710, weil die Autos vor mir das auch tun.
Eine gute Entscheidung, denn so sehe ich auch noch das Observatorio Co. Paranal und
Die dritte Region de Atacama hat mehr Abwechslung zu bieten. Schon bevor die Atacamawüste beginnt, gibt es viele interessante Sandfarbvariationen ineinander verschachtelt, übereinander oder nebeneinander zu sehen. Das Wüste auch so vielfältig und spannend sein kann, hätte ich nicht gedacht. Aber seht selbst.
Und dann weht da noch ein unsichtbarer kalter und starker Wind. Eine Windböe schiebt mich völlig unerwartet auf die andere Straßenseite und bringt mein Motorrad ganz schön ins Schlingern, kann es aber gerade noch abfangen. Glück gehabt, dass die Gegenfahrbahn leer war. Jetzt weiß ich auch, warum hier am Rande so viele Kreuze stehen. Vorgewarnt, fahre ich nur noch mit 100 km/h weiter und rechne mit weiteren Böen, die aber Gott sei Dank ausbleiben. Fünf Kilometer vor Chañaral kurz vor der Küste tauchen dann wieder Wolken auf. Es wird noch ein bisschen kälter und ich ziehe meine dicke Jacke zum Abend hin an. Ich fiere wie im Winter. In Chile gibt es, anders als in den meisten tropischen Ländern, vier Jahreszeiten wie in Europa. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind denen in Deutschland jedoch genau entgegengesetzt. Die großen Sommerferien beginnen in Chile vor Weihnachten und dauern bis Ende Februar. Im Juli gibt es dann noch zwei Wochen Winterferien.
20.05.
Schon fünf Minuten nach dem Start gibt es einen Baustellenstopp. Dort kommt ein in Sandiago lebender deutschsprachiger Mann auf mich zu und wir unterhalten uns fünf Minuten bis die Zufahrt durch die Baustelle geöffnet wird. Die nächste Stunde fahren wir die einzige Hauptstraße Nummer 5 (Panamericana), die tausende von Kilometern vom Norden in den Süden Chiles führt gemeinsam hintereinander her. Hinter einer Mautstelle, an der hier auch Motorräder bezahlen müssen, stoppt mich und das Auto eine Polizeistreife. Sie wollen meinen Führerschein sehen und mehr nicht. Dennoch scheint die Sache nicht so ganz einfach zu sein, weil in meinem internationalen Führerschein der Stempel bei „D“ (Kraftfahrzeuge zur Personenbeförderung mit mehr als 8 Sitzplätzen außer dem Führersitz) fehlt. Ich habe damit kein Problem, schließlich fahre ich ja ein Motorrad, aber ich glaube die lassen mich nur weiterfahren, weil der nette Herr vom Baustellenstopp aus seinem Auto aussteigt und zu erkennen gibt, dass er auch deutsch spricht, damit ich hier nicht alleine stehe.
Die Fahrt durch die Atacamawüste dauert fünf Stunden trotz der 120 km/h, die ich fahre. Es wird bitter kalt und mit Sonne etwas wärmer. Und es gibt nicht viel zu sehen, außer eben Wüste. Eine Stunde lang Wüste, zwei Stunden lang Wüste, drei Stunden lang und so weiter.
Und nach über fünf Stunden sehe ich endlich den Pazifik wieder
und von jetzt auf gleich die volle Wucht der Zivilisation: Ein Hotel reiht sich an das andere in La Serena an der Strandpromenade.
Ich fahre noch 12 Kilometer weiter ins Hostal Nomade. Einem in die Jahre gekommenen großem Haus mit Charakter, dass von innen an ein altes Schloß erinnert.
Und der dazugehörige Schloßhund kommt mit wedelndem Schwanz auf mich zu, will mit in die Stadt spazieren gehen und schafft es irgendwie durch das verschlossene Burgschloßtor hinter mir her zu rennen und über zwei Stunden nicht mehr von meiner Seite zu weichen. Und während ich erst so tue als ob ich ihn garnicht wahrnehme, damit er nach Hause zurückgeht, vereinbaren wir nach dem Essen, bei dem er die ganze Zeit daneben sitzen bleibt, einen Fingerschnitzer, weil er mich auf der mit Menschen vollen Strandpromenade manchmal hilflos erschnuppern will und nicht finden kann. Zurück im Hostal frage ich als erstes, was der Hund kostet, der mich solange begleitet und auf jeden Fingerschnipser gehört hat. Er ist nicht zu verkaufen, erfahre ich leider. Kann ich verstehen, den würde ich auch nicht abgeben.
21.05.
Der Morgen wird trüb und trotzdem entdecke ich im Nebel den Kontainer aus Hamburg Süd im Hafen von Coquimbo in Chile. Mein Hund von gestern bleibt bei diesem Wetter lieber in seiner Hundehütte und so ziehe ich ohne ihn los.
Die Geschäfte sind heute am Montag geschlossen. Es ist der 21.05., Día de las Glorias Navales (Tag der chilenischen Marine). Neben armen Häusern in den Seitentraßen stehen große und schöne Hotels bereits seit über 20 Jahren entlang der Strandpromenade oder sie werden neu gebaut.
Ich nehme mir die Zeit und gehe über zwei Stunden die ganze Promenade entlang. Das Taxi zurück soll aber 8.000 Pesos kosten, also geht es mit dem Fußtaxi auch wieder zurück und
am Fischmarkt vorbei zurück ins Hostal und morgen über 400 Kilometer nach Valparaiso zur Villa Kunterbunt, um alles für die Verschiffung des Motorrads zu klären.