Antilope Canyon

Den Morgen verbringe ich noch einmal im Zion National Park und fahre dann weiter Richtung Page. Dort möchte ich mir den Antilope und Wave Canyon ansehen. Die Fahrt führt mich vorbei am Jacob Lake und langsam raus aus dem angenehmen Waldklima bei ca. noch 1.800 Höhenmetern in wärmere Gefilde. Und weil es hier immer wärmer wird und alle Motorradfahrer ohne Motorradbekleidung und ohne Helm fahren, lege ich beim Halt an der Navajo Brücke zumindest schon mal meine Motorradjacke ab. Auf diesen einsamen Straßen muss ich nur darauf aufpassen, dass ich beim Blick auf die Naturschauspiele rechts und links von mir nicht die Straße aus den Augen verliere. Auch nicht ganz ungefährlich, aber kein Vergleich zu Deutschlands Straßen.

Und wie der Zufall es so will, treffe ich in Page auf der Suche nach einem Hotelzimmer Charly. Welch ein Glück, denn die Zimmer sind hier für eine Einzelperson sehr teuer (über 100 Dollar) und bisher sind alle Hotels bis auf eine Nacht ausgebucht. Wir finden zusammen ein wunderbares Motel mit Pool, schönem Zimmer und sogar Frühstück inklusive und auch noch zum halben Preis. Einfach unglaublich. Glückskind eben!

Der Besuch des Coyote Butters North (Wave Canyon) ist jeden Tag auf 20 Personen begrenzt. 10 Personen haben ihren Platz bei einer Internetlotterie vor Monaten gewonnen und die anderen 10 Personen können jeden Morgen vor 9 Uhr Utha-Zeit an einer Lotterie teilnehmen. Ich mache mich auf den Weg zur Lotterieauslosung, wohl wissend, dass es hier zwei unterschiedliche Zeitberechnungen gibt. In dem Glauben, ich könnte um 8:15 Uhr Arizona-Zeit losfahren, um nach ca. 45 Minuten gegen 8 Uhr Utha-Zeit anzukommen, merke ich während der Fahrt, dass mein Navi zweimal eine Zeitzone durchfährt und plötzlich ist es doch kurz vor 9 Uhr. Ich gebe Gas, lasse mein Motorrad mit Navi vor dem Visitor Center laufend stehen und sprinte hinein als die Rangerin fragt, ob es noch jemanden gibt, der an der Verlosung teilnehmen will. „Ich!! Dann füllen Sie bitte diesen Zettel aus, die Verlosungsteilnahme ist hiermit geschlossen.“ Kaum zu glauben. Gerade noch geschafft, die anderen 44 Zettel liegen schon bereit. Immerhin, eine Chance von 1:70, da auch Gruppen auf einem Zettel teilnehmen können. Bei der ersten Verlosung hatte ich leider kein Glück, aber die anderen die Glück hatten, haben laut gejubelt. Fantastisch. Ich werde morgen wieder hinfahren. Und wieder freuen sich die Anderen.

Also auf zum Antilope Canyon. Charly fährt vor und ich folge etwas später und verliere ihn aus den Augen. Auf dem Parkplatz ist er nicht zu sehen, also fahre ich gleich die tiefe Sandpiste, an deren Rand für autorisierte Fahrzeuge steht. Bin ich doch, habe ja gerade den Eintritt bezahlt, denke ich noch und schon beginnt die Schlitterpartie. Motorrad fahren auf Sand ist ungefährt so wie Eislaufen als Anfänger. Man hat einfach Angst hinzufallen. Ich drehe um und denke, so schnell kann Charly nicht gewesen sein, der tatsächlich jetzt gut sichtbar auf dem Parkplatz hinter mir steht. Die Damen im Tourguide Haus, bei denen wir anschließend die Jeeptour zum Antilope Canyon buchen, fragen mich sofort, wie die Fahrt im Sand war. Gut, aber bitte nicht mehr als 200 Meter, da fahre ich doch lieber mit dem autorisierten Jeep durch.

Acht reservierte Plätze sind bisher nicht bezahlt und wir ergattern zwei davon. Wunderbar. Und so wunderbar und fantastisch werden dann auch die Fotos von dem durch Wasser, Wind und Sand geformten Antilope Canyon.

 

Ich bin fasziniert von den Fotoergebnissen.

Schon beim Buchen dieser Tour treffen wir ein französisches Paar, die mit dem Motorrad durch Amerika reisen. Mathieu und Mikhal haben schon von uns gehört. Denn auch sie kennen Aurel und Marion, die Charly und ich in Anchorage/Alaska getroffen haben. So klein ist die Welt!

Und der Sonnenuntergang kann mit an durch einen feurigen Wolkenhimmel ins Wasser fallen, wenn der eine Motorradfahrer auf die andere Motorradfahrerin nicht warten kann, weil die noch ihre Kette nachspannen möchte.