Warten auf Ersatzteile in Abancay

29.04.

 

Morgen sind 14 Tage um seitdem ich hier gestrandet bin. Es gefällt mir gut hier in Abancay und ich würde trotzdem gerne meinen Rückflug vom noch über 3.000 Kilometer entfernten Santiago de Chile aus antreten und nicht umbuchen müssen. Also hoffe ich, das der Zündkerzenstecker noch diese Woche ankommt und ich weiter fahren kann, auch wenn es irgendwie schwer fallen wird hier Abschied zu nehmen.

30.04.

 

Ja glaube ich das denn … Der Zündkerzenstecker ist in Lima angekommen und die Banco de Credito in Abancay ist nicht in der Lage eine Überweisung zu veranlassen. Die Bankautomaten hatten keine Soles mehr, erst wieder um 20 Uhr und am Schalter, der eigentlich schon geschlossen war, waren sie nicht in der Lage mit meiner Visa Karte Geld an BMW in Lima zu überweisen. Morgen ist Feiertag (1. Mai) und die Bank hat zu. Also darf ich bis Mittwoch warten und hoffe, dass dann alles schnell geht und der Zündkerzenstecker von Lima nach Abancay geschickt wird. Gut, dass ich es noch nicht eilig habe. Und hoffentlich funktioniert mein Motorrad dann auch wieder.

01.05.

 

Die letzte Nacht hat mich ein mit Sahne gefülltes Teilchen auf Trab gehalten, so dass das Frühstück heute ausbleiben musste und auch vom Mittagessen habe ich nicht die Hälfte essen können. Dafür war ich aber mehrmals bei der Banco de Credito und habe versucht Geld aus dem Automaten zu bekommen. Beim fünften Versuch am Abend hat es dann endlich geklappt und ich hatte das nötige Kleingeld um es morgen auf das Konto von Automotores Gildemeister für meine Ersatzteile einzuzahlen.

02.05.

 

Welch ein Glück, dass ich gestern schon das Geld für die Ersatzteile am Bankautomaten bekommen habe, denn heute stehen die Menschen wieder Schlange, weil erstmal keine Soles im Bankautomaten sind. Am frühen Morgen bin ich die Erste in der Schlange zum Bankschalter und der Bankmitarbeiter scheint erstmal nicht zu verstehen, dass ich auf ein Konto Geld einzahlen will. Dann geht aber alles doch sehr schnell und ich erhalte nur einen kleinen Einzahlungsbankbeleg, den ich Dina sofort per Fotomail sende. Sicherheitshalber rufe ich sie nochmal an, um zu hören, ob das Geld auch tatsächlich seinen Empfänger erreicht hat. Und am Abend bekomme ich die Mail, dass der Zündkerzenstecker morgen zum Hotel gebracht wird. Und dann werde ich sehen, ob mein Motorrad wieder läuft.

Den Spanisch Unterricht mit Juliet gestalten wir kurzer Hand in einen Besuch der Behindertenwerksstatt um. Die von Nonnen geführte Von Kettler Einrichtung beschäftigt Behinderte in einer kleinen Werstatt, in der die Männer kleine Möbelstück fertigen. Die Frauen sticken Pullover, Woll- und Alpacajacken, Kinderkleidung und vieles mehr. Sie alle kennen Juliet gut und so werden wir zum Mittagessen eingeladen, wechseln dabei sogar ein paar Worte in deutsch und tauschen Mailadressen aus. Das Haupthaus ähnelt einem Krankenhaus und ist für Konferenzen geeignet, die leider nicht stattfinden, weil es zum einen sehr aufwändig ist, diese vor Ort zu organisieren und zum anderen zu wenig bekannt. So steht in Abancay ein sehr schönes Haus, das nicht wirklich genutzt wird.

Zudem erfahre ich von Juliet, die selbst im Kinderheim des Konvents lange gelebt hat, die ein und anderen Internas über die Probleme der Nonnen untereinander. Tja, und wer glaubt, dass Ordensschwestern bessere Menschen, christlicher, automatisch kinderlieb sind und vieles mehr, der liegt falsch. Nonnen, die in Peru groß geworden sind und keine liebevolle Erziehung genossen haben, erziehen ebenso. Andere, die in reichen Verhältnissen aufwuchsen, gehen nicht liebvoll mit armen Kindern um und so weiter. Sie sind alle eben nur Menschen wie wir auch. Und da hilft das tägliche Beten über Jahre wohl auch nicht, um ein warmherziger Mensch zu werden.

Juliet ist ein sehr warmherziger Mensch. Ich werde die täglichen Spanisch Stunden mit ihr vermissen, Felizitas, David und seinen Amigo, die Kinder aus dem Kinderheim und vieles mehr in Abancay. Als ich in Abancay im Regen ankam, fuhr ich durch eine Straße, deren Häuser rechts und links durch eine Schlammlawine zum Teil verwüstet waren. Dies war für mich ein Ort, an dem ich am aller wenigsten hätte freiwillig bleiben mögen. Aber dann hätte ich auch all die guten Erfahrungen, die Hilfsbereitschaft der Menschen, die Gastfreundschaft, die intensiven Eindrücke über peruanische Lebensverhältnisse nicht machen können.

03.05.

 

Der Zündkerzenstecker ist in Abancay angekommen. Dina hat dafür gesorgt, dass er direkt ins Hostal geliefert wird. Bin echt froh, dass das alles geklappt hat und mein großes Glück war, dass Dina mich verstanden und sich um alles gekümmert hat.

Beim Einbau schauen mir die Männer vom Hostal interessiert zu. Ich flicke auch gleich nochmal das offen liegende Kabel neu und mache nach dem Mittagessen eine kleine Probefahrt.

Die gute Nachricht: Es läuft wieder, aber die Elektronik spinnt immer noch. Während der Fahrt bleibt die ABS Lampe an und der Geschwindigkeitsanzeiger wandert schon mal auf Null, obwohl ich 50 km/h fahre. Und trotz des neu geflickten Kabels, geht die 10er Sicherung immer wieder kaputt, vorher flimmert die Uhr und die Kilometeranzeige auf, wenn das Motorrad aus ist. Meine Bordnetzsteckdose funktioniert nicht, die ich zum Aufpumpen der Reifen brauchen könnte. Und dann beißt mich während der Probefahrt ein Hund ins Wadenbein. Gut, dass ich eine Schutz- und Tollwutimpfung gemacht habe. Morgen werde ich meine Sachen zusammen packen und am Samstag weiterfahren.

04.05.

 

Vieles ist noch zu erledigen: Ein Packet nach Deutschland verschicken, Wäsche zur Reingung bringen, Spanisch Unterricht mit Juliet, Motorrad nochmal durchchecken, Sachen packen ….

Abends auf dem Weg zur Wäscherei findet ein Schuljubiläumsumzug statt und dort treffe ich die Kinder aus den Kinderheim, Levke und Sirena wieder. Wir gehen das letzte Stück bis zur Schule zusammen und die Kinder machen dort mit mir ein kleines Fotoshooting. So kann ich mich von allen nohmal verabschieden

 

und eine Schule von innen sehen.