Canon del Plato

08.04.

 

Am frühen morgen breche ich auf von Huanchaco zuerst eineinhalb Stunden durch die Wüste bis Chimbote.

Dann nehme ich die Straße Richtung Canon del Pato und erreiche kurz vor Ende der geteerten Straße eine Polizeistation. Die Straße ist abgesperrt und ich erkundige mich bei den beiden Polizisten, ob ich hier weiter lang fahren kann und wie lange es dauert um nach Caraz zu kommen. Nur noch 100 Kilometer steiniger Weg für die kommenden drei Stunden. Zwei Stunden am Fluß entlang und dann rechts halten, erfahre ich, keine Restaurants und vor mir sind hier schon Italiener und andere Deutsche mit dem Motorrad durchgefahren. Geht doch!

Ich entscheide mich fürs Durchfahren und die beiden Polizisten fragen noch nach meinem Namen und wünschen mir eine gute Reise. Falls mir jetzt etwas zu stoßen sollte, kennen die wenigsten meinen Namen, denke ich und fahre los. Durch den Canon del Plato wird meine BMW F 650 GS auf ihre Geländesporttauglichkeit geprüft und ich erlebe einen unbeschreiblich schönen Ostersonntag, den ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen werde.

Komme immer wieder durch tiefdunkle Tunnel, in denen ich die Straße nicht mehr erkennen kann und die erst nach einer ganzen Weile das andere Ende frei geben. Einmal hätte es mich fast erwischt, kann die Maschine gerade noch abfangen. Mit kleinen Seen im Tunnel hatte ich nun wirklich nicht gerecht.

Dieser Weg ist nicht geeignet für nicht schwindelfreie Fahrer und einige Stellen im Regen oder danach nicht für Motorradfahrer befahrbar, da die Straße sich in Schlamm verwandelt oder zum Fluß wird. Ich habe heute Glück, obwohl sich hinter mir etwas am Himmel zusammen braut.

 

Passiere zwei Wasserfälle und lande später als gedacht und auf der Straßenkarte vermerkt nach gut drei Stunde wieder auf der geteerten Straße.

  

Noch bevor ich Huaraz erreiche, wird es am Himmel immer dunkler. Dafür fahre ich jetzt schneller. Aber leider darf man hier durch Ortschaften nur mit 35 km/h durch. Drei Polizisten stoppen mich am Ortsausgang, nachdem ich gerade ein Auto überholt habe. Mein ehemaliger Mitfahrer Charly berichtete auf seiner Seite immer wieder von korrupten Polizisten in Peru, die ihm wegen zu schnellen Fahrens Geld abknöpfen und hat dabei vergessen zu erwähnen, dass sein Tacho kaputt ist. Bin auch zu schnell gefahren und halte einen netten Smaltalk mit einem gut aussehenden Polizisten. Da hilft mir mein Spanisch eine Menge weiter und so kann ich nach wenigen Minuten meinen Weg unbehelligt fortsetzen. Kurz vor Huaraz beginnt es in Strömen zu regnen, also ziehe ich unter dem Dach einer Tankstelle meine Regensachen an und erkundige mich nach einem Hotel. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Tankstellenmitarbeiter, die den Kraftstoff einschenken, häufig nette Hotels kennen und gute Tipps diesbezüglich geben können. Dies ist auch heute der Fall und da macht es nichts, dass ich nicht tanken muss. Also ab zum Hotel Alturas auf der Avenida Raymondi gegenüber vom Tienda Electra mit Garage für mein Motorrad und Internet für 50 Soles (= 14 € ) mit Frühstück.

 

Abends gehe ich noch etwas essen und mache einen längeren Bummel durch die Stadt, in der ich mich absolut sicher fühle, so wie die Dame an der Hotelrezeption das behauptet hat. Ein wunderschöner Motorradtag in Peru neigt sich dem Ende zu.

09.04.

 

Vom 3053 Meter hohen Huaraz eröffnet sich am frühen Morgen von der Hotelterasse der Blick auf verschneite Berge. Kein Wunder, dass ich fast die ganze Nacht gefroren habe, bin ich doch Temparaturen um die 27 Grad Celsius gewöhnt.

Ich nehme mir die Zeit und verweile einen Tag in der Stadt. An netten Gebäuden hat sie nicht viel zu bieten.

 

Dafür aber ein buntes Bild an Frauen in ihrer traditionellen Tracht und Markttreiben.

10.04.

 

Ich stehe früh auf und bereite alles für die Abfahrt nach dem Frühstück nach Lima vor. In der Garage fällt mir auf, dass mein Gepäckträger zum x-ten Male durchgebrochen ist. Der junge Hotelmitarbeiter weiß sofort Rat und so wird der Gepäckträger bereits fünf Minuten später um die Ecke vom Hotel in einer Autowerkstatt geschweißt. Zurück im Hotel checke ich aus und starte mein Motorrad und nichts geht mehr. Der Schweißer aus der Autowerkstatt sorgt dafür, das ein Mechaniker kommt und meine Elektronik durchcheckt. Die Batterie ist möglicherweise zu schwach. Damit habe ich schon länger gerechnet. Er will eine besorgen und ist nach einer Stunde immer noch nicht zurück. Es bleibt mir nichts anderes übrig als selbst die Initiative zu ergreifen und bitte einen Mann im geparkten Auto mir Starthilfe zu leisten. Aber mein Motorrad lässt sich auch jetzt nicht starten. Also kann es die Batterie nicht sein. Letzlich schiebe ich mein Motorrad durch die halbe Stadt zu einer Yamaha-Motorradwerkstatt und dort findet man das Problem. Der Kontakt am Seitenständer ist durch die vielen Steine demoliert und blockiert die Elektronik. Hatte ich bereits gewußt und eine Lösung parat, aber nicht mehr daran gedacht. In der Motorradwerkstatt wird das defekte Teil entfernt und provisorisch ein paar Kabel zusammengelegt und schon startet meim Motorrad wieder problemlos. Und wieder einmal mache ich die Erfahrung, dass die Menschen in fremden Ländern sich meiner Probleme annehmen, mir mit Rat und Tat zur Seite stehen und dass ich dabei auch Freundschaften knüpfen kann. Da es mittlerweile nach 16 Uhr ist, gehe ich noch ein wenig durch die Straßen von Huaraz und schaue in die vielen kleinen Geschäfte, die alles mögliche verkaufen.