Machu Picchu

05.05.

 

Ich bin früh wach, gehe frühstücken und packe alle Sachen auf mein Motorrad. Ich will wissen, ob die Fahrt von Abancay bis Ollantaytambo ohne Probleme verläuft. Verabschiede mich von Felizitas und David und dann geht es um kurz nach acht los. Erstes Ziel, das Hospital, in dem Melanie arbeitet. Leider hatte sie wohl bis 6:30 Uhr Frühschicht und schläft wahrscheinlich, denn die netten Herren am Eingang können sie nicht erreichen. Ich hinterlasse eine kurze Nachricht und fahre weiter.

Bisher läuft das Motorrad problemlos und ich merke wie sehr ich das Fahren vermisst habe. Der Gedanke die Motorradprobleme geht schnell in Genuss des Fahrens über. In der Regenzeit, die dieses Jahr spät begonnen hat, sind auf dieser Strecke einige Menschen durch Erdrutsche gestorben. Sie ist seit gut zwei Wochen endlich vorbei und die Straße geräumt. Ich erreiche Ollantaytambo gerade zur Mittagessenszeit und drei kleinen Peruaner (4, 4 und 3 Jahre) hatten wohl auch ein bisschen Hunger und gesellen sich zum Essen zu mir. Ehrlich ich bin glücklich, weil alles so gut gelaufen ist. Das mein Tachometer hin und wieder aussetzt macht mir wenig, ich habe ja noch mein Navi zum Ablesen der Geschwindigkeit. Und die wunderschönen schneebedeckten Berge über denen heute die Wolken hängen, habe ich ja bereits auf der Rückfahrt von Cusco mit David und Juvenal gesehen.

Bevor ich im Hotel einchecke, kaufe ich am Zugterminal die Fahrkarte für Morgen nach Machu Picchu für 96 USD. Um fünf Uhr morgens geht es los und gegen 21 Uhr bin ich wieder zurück.

Ich freue mich darauf und bin ganz gespannt, ob es so schön wird wie alle sagen. Mache noch einen kleinen Bummel durch das wirklich nette kleine Dorf Ollantaytambo, in dem ich im Hostal El Chasqui ein schönes Zimmer mit Parkmöglichkeit für 30 Soles gefunden habe und kaufe kleinere Souvenirs ein.

06.05.

 

Um 4:30 Uhr hat sich bereits eine Schlange am Eingang der Perurail gebildet. Eineinhalb Stunden dauert die Zugfahrt von Ollantaytambo bis ins Dorf vor Machu Picchu. Im Zug mit Panormafenstern wird Kaffee und ein kleiner Snack serviert.

Bei der Ankunft ist es bereits hell. Die Eintrittskarte für Machu Picchu und den Wanderweg auf den benachbarten 3.100 Meter hohen Berg bekomme ich für 142 Soles im Serviceschalter am Plaza de Armas. Anschließend geht es mit dem Bus für 45 Soles die steile Straße bergauf.

Die Empfehlung des Mannes am Serviceschalter erst den Wanderweg auf den Berg zu nehmen und sich dann Machu Picchu von der Nähe aus anzusehen zahlt sich aus, denn es ist am Morgen kühl und nebelig. Viel zu sehen gibt es da noch nicht.

Gut eine Stunde geht es zum Teil sehr steile Treppen bergauf. Das ist ganz schön anstrengend. Ein Paar gibt nach der Hälfte auf, dreht um und den Besucher Nummer acht habe ich in Sichtweite, da komme ich glücklich ganz oben im Nebel an. Diesen Weg am Tag bei knallender Sonne zu gehen, würde ich keinem empfehlen. Am frühen Morgen ist es jedoch purer Genuss und ein absolutes Muss. Mit mir sind noch zehn andere hier herauf gekommen und wir warten darauf, dass sich der Nebel lichtet.

Es bleibt Zeit zum Ausruhen und Beobachten der unmittelbaren Natur.

Erst geben die Wolken nur einen kleinen Blick ins benachbarte Tal frei. Dann immer wieder Mal für ein paar Sekunden auch den Blick auf Macchu Picchu von ganz oben. Fantastisch und spannend. Nach einer ganzen Weile klart es schließlich auf und der pure Genuss setzt ein.

Danach heißt es, wieder absteigen. Die steilen Treppen gehen ganz schön in die ungeübten Beine und bringen sie zum Schlackern. Den anschließenden Muskelkater werde ich morgen in Ruhe im schönen Ollantaytambo auskurieren.

Den Weg zurück gehe ich mit Malve und Jessica aus Deutschland und einem jungen Mann (der Nummer acht bergauf) aus den Niederlanden. Unten wieder angekommen, verlaufen sich die vielen sonntäglichen Touristen in den Ruinen von Machu Picchu.

Ich lausche einen englisch sprachigem Guide, der enthusiatisch die Hintergründe aus der Inkazeit erzählt: Im magischen Mittelpunkt von Machu Picchu steht ein großer Stein, dessen Kanten genau in die vier Himmelsrichtungen und auf die um liegenden Bergspitzen zeigen. Von jeder dieser Bergspitzen haben die Inkas astronomische Beobachtungen vorgenommen, Sonnenauf- und Untergänge, Jahreszeiten beobachtet und festgehalten.

Ein großer Condor aus Stein ziert den einen Platz, an einem anderen steht eine Art Thron, Wasserwege durchlaufen das Dorf, das für die Ewigkeit aus festem Stein gebaut wurde. Ich verbringe faszinierende Stunden in Machu Picchu bis zum späten Nachmittag.

Es wird Zeit etwas zu Essen und so fahre ich mit dem Bus zurück ins Dorf, das im Vergleich zu Abancay, wo ich 17 Tage verbracht habe, sehr touristisch angelegt ist. Das heißt auch, dass man hier dreimal so viel für ein Essen oder Getränk bezahlt. Ein typisches peruanisches Mittagessen für 10 Soles findet man hier nicht, dafür aber alles was ein Touristenherz begehrt: Sandwisch, Hamburger, Tacos, …

Bis zur Rückfahrt sind es noch knapp zwei Stunden und so bleibt Zeit für einen Bummel durch die vielen kleinen Läden, mit den farbenfrohen Taschen, Tischdecken, typischen Silberschmuckstücken, kleinen Schachfiguren, u.v.m.

 

Als es schon wieder dunkel ist, fährt mein Zug zurück nach Ollantaytambo, in dem ich mit einem zufriedenen und breiten Lächeln fast einschlafe. Macchu Picchu ist mehr als eine Reise wert. Ich bin überglücklich, dass ich es hier her mit meinem Motorrad geschafft habe.

 

07.05.

 

Ich nutze den Tag, um auszuschlafen, ausgiebig im Restaurant um die Ecke zu frühstücken und die dortigen Infos zu studieren.

 

mein Navi neu zu programmieren, mit meinen Freunden aus Abancay zu skypen, meine Internetseite zu vervollständigen, ein typisch peruanisches Almuerzo zu essen und den Muskelkater und Sonnenbrand zu kurieren. Morgen gehts weiter Richtung Puno am Titicacasee.