Mexiko vom Pazifik bis zum Atlantik

Am Morgen frühstücken wir vier zusammen auf der Fähre und machen uns gegen 9 Uhr fertig zur Abfahrt. In Mazatlán wartet bereits Edward auf mich, der für mich Spanischunterricht organisiert hat. Und dann steht da noch Matt mit seiner Kawasaki, der kurz zuvor Edward sah und stehen blieb, um nach einem Reifenhändler zu fragen. Und wie es sich dann manchmal glücklicherweise so ergibt, nehmen Matt und ich jetzt Spanischunterricht

und wollen gemeinsam nach Belize weiterreisen, während Charly bereits nach Pachuca abgereist ist und Ed uns am nächsten Tag verlässt, weil sein Motorrad ungesunde Geräusche von sich gibt und er es lieber zu Hause in Colorado reparieren lassen möchte. Den Abend verbringe ich gemeinsam mit Harry und seinem BMW Motorradclub in einem Fischrestaurant, dass auch Bier in Oktoberfestkrügen serviert, die im Gegensatz zu unseren in Deutschland noch ganz voll gemacht werden. Mache mit Matt eine kleine Motorradfahrt durch Mazatlán, begegnen einer Autokolonne feiernder Jugendlicher und besuchen das Aquarium.

Am Sonntag treffe ich den BMW Motorradclub zu einer Fahrt in die Berge. Die Männer sind flott unterwegs, wollen mir wohl zeigen wie gut sie Motorrad fahren. Die Straße rauf in die Berge wird immer kurviger und hat hin und wieder dicke Löcher oder querende Hunde und Kühe und Pferde am Rand zu bieten. Große LKW kommen uns auf der schmalen Straße entgegen, die den Weg abschneiden. Kein Problem. Ich kann die hinter einem LKW wartenden Männer in einer dieser Kurven überholen. Zurück darf ich dann vorfahren … langsamer … ohne jegliche Rennen, denn ich will ja auch die Natur hier genießen. Harry meint noch, dass ich ziemlich gut Motorrad fahre und läd mich und Matt abends zum Essen ein. Ich lerne wieder einmal Menschen kennen, die mich in ihr zu Hause einladen. Wir lassen einem wunderschönen Abend gemeinsam bei Wein und gegrillten Garnelen ausklingen.

Am nächsten Tag wollen Matt und ich Mazatlán verlassen. Während des Packens bekommt Matt starke Schmerzen im Rücken und ist fast nicht mehr in der Lage zu laufen. Als die Schmerztabletten aus der Drogerie und meiner Reiseaphotheke nicht helfen, suchen wir einen Arzt auf, den uns Stephanie, Harrys Frau empfohlen hat. Gut jemanden hier in Mazatán zu kennen, der solche Informationen geben kann. Der Arzt verschreibt Matt eine Injektion, die man selber geben muss. Und weil ich nicht jeden Tag eine Spritze setze, geht das erstmal schief. Wahrscheinlich habe ich die Spritze nicht tief genug gesetzt. Matt ruft den Arzt an und wir gehen erneut in eine Apotheke, wo es eine Helferin gibt, die eine weitere Spritze richtig injezieren kann. Diesmal funktioniert es. Bin froh, dass wir hoffentlich morgen Mazatlán verlassen können, obwohl wir mittlerweile auch die öffentlichen Busse zu benutzen wissen und die teureren Touristentaxis links liegen lassen. Bei einem Bier genießen wir die Wellen des Pazifischen Ozeans und werden sehen, was die nächsten Tage bringen.

Am Mittwoch Morgen frühstücken Matt und ich bei Monica im El Menue, um ihr auf Wiedersehen zu sagen. Sie und ihre Nichte haben uns viele Tage gut bewirtet und wir fühlen uns irgendwie verbunden. Kommen lange an diesem Morgen ins Gespräch und tauschen E-Mailadressen aus. Monica ist 35, hat einen 17jährigen Sohn , der wie der Vater Pilot werden will und ist selbst bereits durch Amerika gereist. Open minded. Ein Freund, der zufällig an diesem Morgen ins Restaurant kommt, gibt Tipps für die Weiterreise.

Gegen Mittag verlassen wir Mazatlán und schaffen es an diesen Tag nicht bis Sayulita, ein kleines Dorf am Pazifischen Ozean, dass von vielen Gringos besucht wird, denen Puerto Vallerta zu groß ist.

Im Hotel Diamante treffe ich am nächsten Tag Bernie und Linda von der Fähre nach Mazatlán wieder und nachdem die Sonne am Strand untergegangen ist, gehen wir gemeinsam Abendessen.

Auf der Weiterreise werden wir kurz vor Puerto Vallarta von der Polizei gestoppt, die einen traditionellen mexikanischen Trauerzug über eine große Straußenkreuzung begleitet.

Auf der sechsspurigen Hauptstraße rein nach Puerto Vallerta, spricht mich ein Paar aus dem Auto heraus an. Der Mann kommt aus der Schweiz und hat mein deutschen Nummernschild gesehen. Es gibt ein deutsches Restaurant in der Stadtmitte, in das ich unbedingt fahren müsste, erzählt mir seine Frau. Ein kurzer Stopp und Blick in das Navi ergibt,

dass das deutsche Restaurant „Hacienda Alemana“ nur 1,6 km entfernt und auf dem Weg liegt. Dort treffen wir auch gleich auf den Eigentümer Mike, der seit über 30 Jahren in Puerto Vallarta lebt. Wir verbringen fast drei Stunden bei Mike. Ich erzähle ihm auf deutsch von meiner Tour und er von seiner durch Mexiko mit seiner Harley Davidson. Die Speisekarte enthält lauter deutsche Spezialitäten, das Restaurant selbst ist fantastisch und das Essen ist exzellent. Diese nette Gastfreundschaft beenden wir mit einer herzlichen Umarmung und dem Angebot, ihn jederzeit anrufen zu können, wenn ich in Mexiko Hilfe brauche. Leute! Solltet ihr je nach Puerto Vallerta kommen, müsst ihr dort unbedingt essen gehen. Das Restaurant hat zudem Möglichkeiten zu übernachten.

Mike empfiehlt mir, weiter nach Punta Perula zu fahren. Die Kanadier, die das dortige Hotel betreiben, bringen uns mit ihrem Auto ins örtliche französische Restaurant, wo an diesem Abend eine Band traditionelle amerikanische Musik spielt, neben den anderen Gringos einige deutschstämmige unter den Besuchern sitzen, eine weitere nette Monica aus Peru vom verheerenden Hurikan des letzten Monats berichtet und Pizza von einem Franzosen serviert wird. Wir gehen den langen Weg im Dunkeln zu Fuß zurück und brauchen auch hier keine Angst haben.

Die Dorfjugend tanzt und in eine Kapelle spielt dazu. Sitzen unter den Mexikanern beim Hahnenkampf und entscheiden beim zweiten toten Hahn, doch lieber wieder auf den Marktplatz zu gehen. Fantastisch! Bevor wir Punta Perula verlassen kommt ein ehemaliger Professor mit idianischem Blut auf einem Pferd daher geritten und will uns teilhaben lassen am Feiertag der mexikanischen Revolution.