Mexiko von West nach Ost

Von Punta Perula „reiten“ wir weiter bis zur Laguna de Chapala, einem See in der Nähe von Guadalajara. Und kurz zur Erklärung: Während wir Auto und Motorrad fahren, aber Pferde reiten, ist das im englischen anders herum: Hier fährt man Auto und reitet Pferde und Motorräder. Funny! Isn`t it?! To ride a horse is semilar with to ride an motorcycle and you drive a car.

Die Strecke führt über die Berge und gestaltet sich immer kurviger. Die Kurven sind aber anders als bei uns mit starken Neiungen versehen, was doppelt so viel Spaß macht, weil es ein bisschen wie Achterbahn fahren ist. Anstatt zu rasen, genieße ich die Strecke bei Tempo 80 km/h und Matt zeigt mir die Pflanzen aus denen der Tiquilla gemacht wird.

Ein kurzer Stopp am See und schon komme ich ins Gespräch mit einer mexikansichen Familie. Der Großvater hat eine Kappe mit der Aufschrift Deutschland auf, die der Sohn, der bei Volkswagen in Mexiko gearbeitet hat, aus Wolfburg mitgebracht hat. Die Motorräder werden von einer Polizistin bewacht und ich kann beruhigt dem Treiben am See zu sehen.

Das Hotel nicht weit von Chapala mit Blick auf den See ist über eine sehr steinige Straße zu reichen wie viele der Seitenstraßen. Man fühlt sich wie im Mittelalter und manchmal habe ich Bedenken, ob meine tiefergelegte Maschine auch die vielen Schlaglöcher und Bumps (mal langezogene, mal steile Hubbel, die zur Verkehrberuhigung überall anzutreffen sind) vertragen kann. Viele Male musste mein Motorradschutzschild bereits herhalten. Absolut Idioten sicher sind hier auch (weniger) gefährliche Kurven durch Markierungen am Boden oder eben solche Bumps versehen. Wirkungsvoll, aber für unsere Verhältnisse nicht notwenig, es sei denn, man fährt betrunken. Ehrlich, ich frage mich, ob sie dafür gemacht sind. Aber man erklärt mir, dass die Menschen, das Fahren von Kurven nicht gewöhnt sind. Auch gut, wenn es hilft Unfälle zu vermeiden. Nicht gut sind jedoch die vielen wirklich tiefen Schlaglöcher in den Straßen, Kurven und Alleen. Ich fahre wirklich ständig aufmerksam, um nicht plötzlich überrascht zu werden und ausweichen zu können. Und doch ein Mal trifft es mich. Die neu geteerten Straße kurz vor Jocotepec an der Laguna de Chapala endet erprobt und ich fahre unerwartet plötzlich in ein Loch und eine steinige und staubige Straße und komme mit einem kleinen Schrecken davon. Motorrad gehalten. Nichts passiert. Gut!

In Guadalajara will Matt einen neuen Hinterradreifen kaufen. Wir finden mehrere Motorradhändler, aber leider ist heute Feiertag und der Verkauf hat geschlossen. Also bleiben wir in dieser Stadt und hoffen auf bessere Zeiten. Bisher haben wir die schönen Seiten Mexiko, von denen alle hier erzählen nicht gefunden. Jetzt sind erstmal auch meine Reifen dran. Morgen fahre ich zu Carmen BMW Motorrad in Guadalajara und werde Ersatzteile besorgen.

                                             

Dort angekommen haben sie weder Ersatzteile noch einen richtigen Straßenreifen für meine BMW. Dafür aber einen Mitarbeiter der englisch spricht und in Toluca anruft, um alle Ersatzteile und einen Reifen für mich zurücklegen zu lassen. Einfach super.

Wir machen uns auf den Weg nach Toluca und Halt in Charlys Restaurant in Sant Elena, das mir Mike aus Puerto Vallarta empfohlen hat. Das Navigationssystem kennt den Ort nicht, aber Charlys Restaurant ist gut ausgeschildert. Hier können wir für 350 Pesos (= 20 Euro) übernachten und bekommen ein fantasisches Abendessen für 220 Pesos serviert, obwohl eigentlich heute Ruhetag ist.

Und hier noch einige Eindrücke von der Fahrt durch Mexiko: Ein bunter Friedhof, erste Weihnachtsvorboten, ein bunter Marktplatz ...

Die Weiterfahrt führt durch die historische Innenstadt von Morelia

und danach über sehr kurvenreichen Bergstraßen. Matt hat richtig Spaß. Er fährt seit seinem 12 Lebensjahr Motorräder. Angefangen hat er mit Motorcrossmaschinen. Kommt so richtig in sein Element und hängt mich locker ab. Während er bereits mit 12 Jahren mit seinen Freunden mehrere Tage durch die Wälder fuhr, auf Felsplateaus an wilden Seen übernachtet hat und morgens von da aus ins Wasser sprangt, ohne das sich die Eltern sorgen machen mussten, träume ich davon noch.

Nicht weit entfernt in der Nähe von Anganueo befindet sich das Resevat der Mariposa Monarca Schmetterlinge. Hier leben und brühten Millionen von Schmetterlingen fünf Monate lang bis März und fliegen dann weiter nach Kanada. Ab Ocumpo führt eine ausgebaute Straße mit Beschilderung zu einem Parkplatz, wo zwei Jungen auf unsere Motorräder aufpassen wollen. Wir gehen mehr als zwei Kilometer in voller Motorradbekleidung den Weg zu den Mariposa Monarc Faltern hoch

und erleben einen wundervollen magischen Ort. Millionen Schmetterlinge hängen in den Bäumen und flattern herum. Insbesondere in der Mittagszeit, wenn es warm wird, ist der Himmel erfüllt von roten Faltern. Der wirklich harte Aufstieg dorthin ist vergessen und wir bleiben quiet a while. Ein unvergessliches Erlebnis.

Auf dem Weg zurück sehen wir noch jede Menge Truhthähne, die wir jetzt am liebsten auf dem Teller hätten. Es ist wieder einmal später geworden als gedacht und wir suchen hungrig erst einmal nach einer Unterkunft und gehen später in einem kleinen mexikanischen Restaurant im Dorf etwas essen.

Auf dem Weg zum BMW Motorradhändler in Toluca bemerkt Matt, dass irgendetwas mit meinen beiden Motorradkoffern nicht stimmt. Wir halten an und sehen, dass die Halterung auf beiden Seiten durchgebrochen sind. Da haben die vielen Bumps, von denen einige nicht gekennzeichnet waren und über die ich mehr geflogen als gefahren bin, ihr Werk getan. Und wie es der Zufall so will, treffen wir in Toluca beim Geldautomaten Fernado Gaytan auf seiner Honda, einen Motorradteilehändler, der uns mit in seinen Motorradladen „Cross Moto“ auf der Wenceslao Labra No. 602 Col. Nva. Sta. Maria de las Rosas in Toluca nimmt. Hier wird im Handumdrehen, völlig unkompliziert und preiswert mein Gepäckgestänge repariert. Fantastisch. Hätte BMW so wahrscheinlich nicht hinbekommen. Die haben dafür einen Hinterradreifen und diverse Ersatzteile für mich, die ich aber nicht mit meiner Kreditkarte bezahlen kann, weil hier in Mexiko meist alte Kartenlesegeräte existieren, die meine neue Karte nicht einlesen wollen. Gut, dass ich das nötige Kleingeld dabei habe. Auf den Gaszug, der auf meiner Ersatzteilliste für den Freund von Charly stand, aber dann nicht bei den Ersatzteilen in seinem Koffer dabei war, muss ich jetzt allerdings geschlagene vier Tage warten.



Am nächsten Morgen regnet es und ist kalt. Das erste Mal seit vielen Wochen, dass ich ein paar Regentropfen sehe. Ein Grund in Toluca zu bleiben, ein paar Geschäfte anzusehen und mit dem Bus eine kleine Rundfahrt zu machen. In den Eingängen stehen regelmäßig mindestens ein bis zwei Sicherheitsbeauftragte. In den verschiedenen Geschäften muss man wie bei uns in alten Zeiten seine Taschen abgeben und beim Fotografieren im Einkaufszentrum kommt sofort einer angelaufen und erklärt uns, dass man keine Fotos machen darf. Das Polizeiaufgebot vor den Einkaufszentren ist zudem relativ hoch. Für mich ungewohnt, aber nicht beunruhigend hier in Michoacán, dem angeblich gefährlichsten Teil in Mexiko. In den Einkaufzentren selbst fühle ich mich manchmal um 35 Jahre zurückversetzt. Bummeln gehen macht keinen Spaß. Dafür finde ich endlich neue Silikonohrenstöpsel im Walmart, die mir schon so manches Mal weitergeholfen haben.