UNESCO Weltwerbe: Archeologischer Park in San Augustin

23. – 24.02.

Es geht weiter nach San Augustin und dem Unesco Welterbe. Wir fahren mit drei Motorräder zu viert für die nächsten zwei Tage weiter. Ein Stopp in Coconuco und ein Spaziergang vorbei an fünf mehr oder eher weniger interessanten Wasserfällen lässt die typische Bergnatur in Kolumbien erahnen.

Der Spaziergang bringt mich auch den Menschen noch näher. Kinderwagen gibt es hier wie schon in Mittelamerika keine. Die Kinder werden von Mutter oder Vater getragen und haben so sehr engen Kontakt. Und den als Kind bei mir nicht so beliebten Poncho entdecke ich hier als Traditionskleidung bei den Männern wieder.

 

Neben ärmlichen Hütten gibt es hier auch besser aussehende Häuser, die jedoch von innen ähnlich karg erscheinen. Der Schulbesuch ist in Dörfern wie diesen kostenlos, in größere Städten muss dafür bezahlt werden. Immerhin sehe ich im Gegensatz zu Zentralamerika Kinder in der Schule.

San Augustin ist keine 110 km entfernt, aber wie so oft kommen wir nicht weit. Die Ausfahrt vom Hotel ist bereits nicht mehr geteert und uneben und Charly legt sich mit der hübschen Veronika als Sozia lang. Und wieder fällt er auf die Stelle, die noch vom Unfall vor einer Woche als er unter ein Auto gekommen ist, weil der Taxifahrer zwei Autos und ein Motorrad vor ihm kurz vor einer Kurve plötzlich stehen blieb, blau und dick ist. Er beißt die Zähne zusammen und wir fahren weiter. Diesmal ich hinter ihm, falls er noch mal fällt. Wir brauchen gut drei geschlagene Stunden über eine ungeteerte Straße, vor der mich vorher selbst Kolumbianer gewarnt haben. Es soll der Weg der Drogenbusse und bösen Jungs sein. Bevor ich ihn tatsächlich fahre, sollte ich die Polizei oder das Militär nach der Sicherheit fragen. Hier ist aber keine Polizei in diesem verlassenen einsamen Dorf „Coconuco“. Dafür jede Menge Baustellen und Bauarbeiter, die fleißig eine neue Straße nach San Augustin und dem archeologischen Park erstellen. Diese als „böse Jungs“ zu bezeichnen scheint mir fast schon derb, denn sie grüßen jedesmal freundlich beim Vorbeifahren. Den Militärposten, der uns stopp, verwickel ich in ein Gespräch und schon darf ich auch ohne aufwendige Taschendurchsicht weiterfahren. Die Männer müssen wenigsten kurz ihre Taschen öffnen. Den Abend verbringe ich noch bei einem Bier mit David, Charly und Veronika in einem kleinen Restaurant. Gut, dass man immer wieder andere nette Menschen trifft und zusammen ein Stück der Strecke fährt.

25.02.

 

Auf dem Weg zum archeologischen Park kommen mir zwei Bullen entgegen, die von einem Mann auf einem Pferd getrieben werden. Ein Moppedfahrer mit einem Grasbüscheln doppelt so breit wie sein Motorrad steht am Eingang des Parks und die Dorfkneipe von San Augustin mit Billardtischen ist am Samstag gut besucht.

Der Parkeintritt beträgt 10.000 kolumbianische Pesos pro Person, das sind ungefähr 4,20 €. Für einen Besuch eines Weltkulturerbes nicht allzu viel. Im Park befinden sich viele Gräber, die mit großen Symbolen aus Stein umgeben sind.

Die Natur ist einzigartig und die Blicke vom höchsten erreichbaren Gipfel aus, lassen mich dort eine Zeit verweilen.

Veronika, die 23jährige hübsche Rezeptionistin vom Hostel in Cali schließt sich einer spanischsprachigen Führung an und weiß anschließend eine Menge zu berichten. Es ist fantastisch wie sie versucht Charly, David und mir in einfachen spanischen Worten alles verständlich zu erklären: Wir erfahren, dass hier ein Lebenszyklus in Form eines Herzens dargestellt wird. Zuerst das Fallussymbol für den Mann.

Dann das entsprechende Symbol für die Frau.

Und anschließend die Geburt des Kindes.

Das klingt alles sehr belebend, obwohl es sich hier um Grabstätten handelt. Wir haben hier unsere Freude und verlassen den Park erst wieder am späten Nachmittag. Fahren zur Touristeninformation, um uns nach weiteren Parks zu erkundigen, einen Internetzugang zu finden und etwas zu essen.

Und während Charly und Veronika schon am nächsten Tag alleine weiter fahren wollen, obwohl sie es garnicht eilig haben, wollen David und ich noch einen Tag bleiben bevor auch wir uns wieder in verschiedene Richtungen auf den Weg machen. Nach so einem langen Weg hierher, will ich mehr als einen Park sehen.

26.02.

 

Der Regen am nächsten Vormittag macht uns allen einen dicken Strich durch die Rechnung, dachte ich. Ich hoffe, dass es gegen Nachmittag besser wird, um die anderen Parks zu sehen. Motorrad fahren im Regen muss nun wirklich nicht sein und schon gar nicht, wenn für Veronika keine Regenbekleidung existiert und für mich die ungeteerten Straßen auch ohne Regen schwer befahrbar sind. Also werde ich morgen den ca. 800 Kilometer weiten Umweg zurück Richtung Bogota und über Cali nehmen. Es ist Ende Februar und die Regenzeit eigentlich gerade vorbei und ich habe Zeit, setze mich in eine Bäckerei in San Augustin, um wie viele andere das Treiben auf der Straße zu beobachten.

Ich lächle in das Gesicht einer alten Frau mit grauem etwas wirrem Haar. Ihre Falten heben sich und sie lächelt zurück. Sie läuft barfuß in einem rosafarbenen mit Blumenmuster verziertem Kleid und einer alten beigen Stola über den Schultern über den Bürgersteig. Das mädchenhafte Kleid ist am Kragenrand eingerissen. Sie spricht mich an und hält dabei die Stola eng umschlungen. Ich verstehe kein Wort, aber überlege nicht lange und gebe ihr ein wenig Geld für ein Frühstück. So schnell wie sie aufgetaucht ist, verschwindet sie wieder. Nicht jedoch aus meinem Kopf, wie das Haus gleich neben dem neuen Hotel, in dem ich wohne. Das Bad bestehend aus Toilette und Waschbecken ohne jegliche Tür von außen einsehbar, ist bedeckt mit Dachplatten aus Stahl. Im Haus selbst existieren keine Fenster und der Fußboden ist Beton. Überall sehe ich handgewaschene Kleidungsstücke auf gespannten Leine trocknen. Saubere Kleidung ist das erste Statussymbol auf dem Weg zu einem besseren Leben. Die Menschen sind sehr freundlich, hilfsbereit und nett, wenn ich sie anspreche. Schaue ich aber morgens direkt nach dem Aufstehen in ihre Gesichter oder nebenbei, dann sehe ich viele müde und angestrengte Züge.

Gegen Mittag wird der Regen weniger und David und ich fahren die zunächst geteerte Straße. Die Straße hat bereits nach einem Kilometer wieder richtig tiefe Löcher und zum ersten noch fünf Kilometer entfernten Park hin, gebe ich nach der Hälfte auf, weil es schlammig und auch noch steil bergauf geht. Bin ehrlich froh, dass auch David diese Strecke nicht mehr weiter fahren würde. Heil zurück auf der ungeteerten, aber gut zu fahrenden „Hauptstraße“, geht es weiter. Ich traue mich auch hier irgendwann nicht mehr weiter, denn eine wirklich steile, sehr steinige, unebene und matschige Stelle bergab habe ich gerade noch unversehrt hinter mir gelassen und nun will mein Kopf nicht mehr mitspielen. David kennt das und nimmt mich das letzte eher unproblematische Stück zum fantastischen Blick auf den Fluss auf seinem Motorrad mit. Das ist wirklich entspannend und gibt erneute mentale Kraft für den spielerisch gemeisterten Rückweg auf dem eigenen Bike.

Die sehr hübsche und nette Veronika und Charly mit der richtig schweren Maschine hätten hier gar nicht mitgekonnt. Sie machen sich bereits beim ersten Anzeichen auf weniger Regen, relativ schnell alleine auf den Weg ...

27.02.

 

Zuerst noch zu zweit unterwegs, verliere ich David beim ersten Drehen und finde ihn nicht mehr wieder. Meine Fahrt geht alleine weiter entlang des Rio Magdalena.

nach Villavieja, einem verschlafen Ort, dessen einzige Straße dorthin sehr viele schöne Ausblicke ermöglicht.

Derselbe Weg zurück führt mich nach Neiva und ich übernachte direkt am Rio Magdalena endlich wieder mit Internet. Im benachbarten Restaurant probiere ich ein vergleichsweise teures typisch kolumbianisches Gericht für 27.000 Pesos (ca. 11 €) und bin begeistert, nicht nur von dem Kolibrie, der gleich neben meinem Tisch aus den Blüten trinkt.

28.02.

 

Der Morgen beginnt früh und ich sitze bereits um kurz vor neun auf dem Bike Richtung Salento. Der Ausbick von dort auf die Berge soll phänomenal sein. Vorbei an kleinen Verkaufsständen der Einheimischen, die direkt an der Straße wohnen und einem auseinander gebrochenen LKW, dessen Anhänger auf der Straße liegt, darunter der Rost des zerborstenen Gestänges. Die Straßen in den Bergen habe starke Steigungen und Gefälle verbunden mit engen Kurven und einer ernormen Belastung insbesondere für die zum Teil sehr alten LKW.  

Einen TÜV scheint es hier nicht zu geben und so werden die Fahrzeuge solange gefahren bis sie eben auseinanderbrechen. Noch am selben Tag in Cali sehe ich mitten an der Ampelkreuzung ein altes zurückgelassenes Auto, dessen rechtes Vorderrad weggebrochen ist, gesichert durch einen Ersatzreifen, so dass der übrige Verkehr gewarnt ist.

Es war ein langer Weg bis hier her, der immer wieder von heftigen Regenschauern begleitet wurde. In den Bergen ging es durch die Wolken, über nasse Straßen und nicht endend wollenden Regen 30 Kilometer steil bergab. Langsam aber sicher habe ich mich an die Spitze der LKWschlange gesetzt und entschieden gleich zu Mikes Hostel Casablanca in Cali durchzufahren. Übermorgen geht es weiter nach Equador. Mike treffe ich gleich am Eingang und er gibt mir noch gute Tipps für eine Kreuzfahrt zu den Galapagos Inseln von Quito aus.

 

 

 

 

 

 

Hat man so was schon gesehen?!