Von der Puente de Occidente nach Cali ins Hostel Casablanca von Mike

18.02.

 

Heute fühle ich mich wieder richtig fit und fahre gleich zur 300 Meter langen Hängebrücke „Puente de Occidente“, unter der Goldwäscher arbeiten.

 

Von Santa Fe de Antioquia führt die Straße über eine weiten Strecken instabile geologische Zone am Fluß entlang. Das macht sich dann so bemerkbar, dass die rechte Fahrbahn so gut wie nicht befahrbar ist, weil dort Geröll, kleine und menschen große Steine, Sand liegt oder ganze Erdrutsche abgegangen sind. Da fahre ich ehrlich lieber gleich auf der linken Fahrbahnhälfte, solange mir keiner entgegen kommt. Ein mulmiges Gefühl überkommt mich. Ganze Berge bestehen nicht aus Felsen, sondern aus kleinen Steinen, die durch Sand zusammen gehalten werden oder eben nicht mehr und auf der Straße liegen. Und die Erdrutsche machen auch vor den kleinen Häusern am linken Straßenrand keinen Halt. Einige sind verlassen und die Wände zusammengefallen. Dafür zeigt ein Navi jetzt an, dass ich jetzt im Fluß schwimme. Das wählt wohl den sicheren Weg. Hilft aber nicht, das Motorrad kann nicht schwimmen.

Nach ca. 70 Kilometern geht es zurück in die unendlich schöne Bergwelt von Kolumbien. Auf mehr als 2.000 Höhenmetern fahre ich von Caldas nach Anserma. Erhasche immer wieder Blicke auf die gegenüberliegenden Berge und die wie Pinselstriche darauf gezeichneten Straßen zu den Häuser. Unbegreiflich ist mir wie diese Straßen angelegt wurden. Weder starke Steigungen noch Gefälle machen mir das Leben schwer, auch wenn es die schweren LKW hier nicht ganz so leicht haben. Und nach den vielen Kurven bleiben LKW sogar stehen, um den Verkehr hinter ihnen vorbei zu lassen oder winken die Autos und mich zum Überholen durch. Dennoch unterschätzen tue ich sie nicht. Manche müssen die engen Kurven schneiden, um rumzukommen und das kann auch schon mal ein entgegen kommender LKW sein. Und sie sind so lang und unübersichtlich, dass ich nur in 99 % sicheren Fällen überhole. Und ich überhole alle, denn mein Maschinchen hat im Gegensatz zu den kleineren 125igern Motorrädern und 95% der Autos die beste Beschleunigung. Ehrlich, ich hoffe, dass alle staunen, wenn ich sie bergauf hinter mir lasse. Manchmal versuchen die kleinen 125iger mich dann wieder einzuholen. Das schaffen die Einheimischen in heftigen Kurven auch und ich gönne es ihnen. Doch meist bald kommt dann ein gerades Stück Straße und schon wendet sich das Bild. Aber Rennen muss ich hier keine Fahren, dafür ist mir die Sicherheit lieber. Und es macht auch so viel viel Freude.

Es ist wieder viel später geworden als ich gedacht habe und jetzt heißt es wieder ein Hotel suchen. Da bin ich wirklich froh aus den Bergen hinter Armenia rauszukommen und ins Ebenerdige zu gelangen, da ist die Chance auf ein ordentliches Hotel größer, auch wenn ich gerne in den Bergen geblieben wäre. Noch durch die nächste Stadt Pereira durch, die auf den Durchfahrblick kein Hotel zu bieten hat und Richtung Salento. Es dauert nicht mehr lang, da wird es dunkel. Den Polisizten, der mich jetzt rechts ran pfeifen will, um Gepäck zu kontrollieren, übersehe ich glatt. Im Dunklen weiterfahren ist die schlechtere Alternative. Noch dazu beginnt es leicht zu regnen. Ich habe Glück und finde hinter der nächsten Mautstation und vor der nächsten durch ein Schild ausgewiesenen Polizeikontrolle ein nettes Hotel, in dem ich mich „verstecken“ kann. Bis morgen.

19.02.

 

Das Leben in Südamerika beginnt bereits um fünf Uhr morgens, wenn es noch kühl ist. Um kurz nach acht bin ich bereits in Solento, einem kleinen Dorf in den kolumbianischen Bergen, das gerade erwacht. Von hier aus sollen die Ausblicke einfach umwerfend sein, wenn sie nicht gerade von Wolken verdeckt sind wie heute morgen. Da hilft es auch nicht, dass ich lange nach einem passenden Hotel suche. Diesmal kann ich trotz intensiver Suche keins mit Motorradstellplatz, WiFi und nettem Ambiente finden.

 

Ein Blick auf die Straßenkarte und in mein Navi zeigt mir, dass es bis Cali eigentlich nur ein Katzensprung (ca. drei Stunden) ist. Mike Hostel “Casablanca“ in Cali ist Treffpunkt für viele Panamericana Motorradfahrer und andere Weltreisende. Mike erzählte mir, dass ein Motorradfahrer sogar anfing zu weinen als er eintraf, weil das ein Meilenstein in seiner lang geplanten Weltreise war. Also mache ich mich auf den Weg über Filandia und Montenergro. Eine gut ausgebaute Schnellstraße bringt mich von Cartago direkt nach Cali und mein Navi durch Cali zum Hostel.

Ich bin froh, dass heute Sonntag ist und die Straßen leer sind. Vor der Haustür stehen bereits die Motorräder von Anders, Charly, Chris und David. Wir sind zusammen auf der „Stahlratte“ von Panama nach Cartagena gesegelt und haben auf abenteuerliche Weise unsere Motorräder an Land gebracht. Anders, ein Däne, hat einen kurzen Film dazu gedreht, den man sich unter „youtube“ ansehen kann:

Und gleich am ersten Abend werde ich auch noch zum Salsa Tanzen eingeladen. Auresia aus Montral in Kanada, selbst Bandsängerin, weiß wo wir hin müssen. Wir besuchen eine Salsa Tanzbar, in der die Frauen entweder super enge oder super kurze Kleidung und high heels tragen. Zudem lieben die Kolumbianer einen wohl geformten prallen Hintern, den die meisten Frauen hier aufweisen können. Ich habe mir allerdings erzählen lassen, dass der nicht immer echt bzw. implantiert ist. Die Fahrt zurück im Taxi ist filmreif. Der Taxifahrer stoppt erprobt in einer dunklen, völlig verlassenen Straße, in der alle Häuser schwarz und verschlossen sind, dreht sich, um zu sehen, ob der voll beleuchtete dicke Van hinter uns folgt. Als der in eine andere Straße abbiegt, setzt das Taxi zurück und findet seinen Weg über eine Einbahnstraße zur nächsten Hauptstraße. Und ich bin mitten in diesem „Film“. Totmüde falle ich ins Bett in meinem Privatzimmer Delux. Morgen kaufe ich mir erstmal haut enge Jeans, die hier alle auch tagsüber tragen und Schuhe mit richtig hohen Absätzen zum Tanzen. Mein Hintern gefällt mir, der bleibt wie er ist!

Auresia hat ihren letzten Abend in Kolumbia in vollen Zügen genossen. Ich treffen sie am frühen Morgen des 20.02. fertig zur Abreise nach Lima. Sechs Wochen hat sie noch Zeit bis zur nächsten CD-Aufnahme. Eine Kostprobe der Musik von Auresia findet ihr unter www.auresia.com und nette Fotos dazu. Heute und die nächsten Tage ist ausruhen, Wäsche waschen und lecker kochen angesagt.

Und wenn nicht Veronika gewesen wäre, dann hätte ich das wirklich große Einkaufzentrum in Nähe nie entdeckt. Ich mache mit ihr, David und Charly noch einen letzten Spaziergang durch Cali und dann ist es auch wieder genug der Großstadt und des Lärms dort.