Britisch Columbia
Nun fängt die Tour erst richtig an. Raus aus der Großstadt rein in die pure Natur. Kanada und seine unendlichen Weiten sind faszinierend. Die Berge höher und die Flüsse breiter und wilder. Kilometer um Kilometer geht es durch Wälder, die immer wieder den Blick auf verschlafene Seen freigeben. An jedem würde ich am liebsten halten und eine Ewigkeit zur Ruhe kommen, die Seele baumeln lassen, aber noch treibt mich der Gedanke Strecke zu machen, damit ich nicht in wenigen Wochen mit meinem Motorrad im Schnee zurück muss. Der Sommer im Nordwesten Amerikas endet früh und Mitte September kann es bereits schneien.
Charly meinte noch, ob ich mein Futter bereit liegen habe. Futter, wofür frage ich ihn. Für die Bären? Denen begegne ich noch am selben Tag am Rande des Yellohead Highways. Kann meinen Augen kaum trauen und fahre erst mal respektvoll vorbei. Einer hat keinen Respekt und bleibt auf der Straße stehen. Die Hupe meiner BMW klingt eigentlich nicht sehr furchterregend, dennoch trollt er sich des Weges. Charly hätte dieses wilde Tier am liebsten fotografiert. Das habe ich ihm jetzt vermasselt. Der nächste Bär kam schon am nächsten Tag. Mutig blieb nicht der Bär, sondern ich mit meiner Kameras griffbereit ausgerüstet, stehen. Zwei schnelle Fotos und ich gab lieber wieder Gas. Nicht so Charly. Im Rückspiegel verfolgte ich das Schauspiel. Mutig dachte ich noch. Da lässt er den Bären seine Maschine bewundern und umrunden. Und als der Bär längst weg ist und Charly wie angewachsen immer noch am selben Platz steht, kehre ich um. Sein Motorrad streikt. Er hat Blut und Wasser geschwitzt und traute sich nicht mal mehr auf den Auslöser der Kamera zu drücken. Der Bär hätte sich dann vielleicht zu sehr für ihn interessiert. Nun müssen wir in Bärennähe das Motorrad flott bekommen. Die Batterie hat sich entleert. Bei beiden Motorrädern müssen wir das Gepäck abnehmen und legen dann die Batterien frei, um mit meinem Starterkabel zu überbrücken. Das dauert und der Bär kommt Gott sei Dank nicht wieder.
Die nächste Nacht im Zelt ist nicht mehr so prickelnd. Gegen fünf Uhr morgens beginnt es zu regnen und will nicht mehr aufhören. Da macht sich das Heimweh breit. Ein Dach über dem Kopf und keine Zeltplane, ein Kaffeeautomat und kein Leitungswasser, Brötchen und keine fünf Brotscheiben von der Campingplatzeigentümerin wären jetzt wirklich schöner. Der Tag beginnt schleppend. Irgendwann gegen Mittag hört es dann doch auf zu regnen und ich fahre weiter auf dem Highway nach Prince George. Großstadt denke ich, aber ich finde ein übersichtliches Städtchen vor, dass mich wahrscheinlich schnell wahrgenommen hat, weil ich nicht glauben konnte, dass es hier nur eine Straße mit drei Restaurants gibt, die ich dreimal umkreise. In Hummers Brothers Tapas Bar esse ich in modernem Ambiente und Barlounge Musik, während da draußen der nächste Regenguss runtergeht. Das tut gut. Zum krönenden Abschluss noch eine heiße Schokolade mit Sahne. Das habe ich mir heute verdient. Als ich zum den Motorrad komme, ist die Straße zwar noch nass, aber es regnet nicht mehr. Bis Fort Fraser erwischt uns der Regen dann doch noch ein paar Mal.
Zwischendurch ein Hinweisschild zum Alaska Highway 724 km und zur nächsten Tankstelle 251 km. Die nächste Kreuzung in 600 km und keine Übernachtungsmöglichkeit. Campen werde ich heute bestimmt nicht mehr. Noch knapp eine Stunde zum nächstgelegenen Motel. Das sind Entfernungen, an die ich mich noch nicht gewöhnt habe. Und an die ebenso ungewöhnlichen Temperaturunterschiede. Wenn die Wolken die Sonne frei geben, ist es in meiner Motorradbekleidung sehr warm, bei Regen schalte ich die Griffheizung ein. Wir machen bei strahlendem Sonnenschein einen Abstecher zum Francois Lake, wo Schweizer ein kleines Appartementdorf betreiben und finden Quartier in einem Motel in Burns Lake. Motels haben hier für jede Person ein Queen Size Bett. Trucker kommen auch schon mal zu dritt, andere zu viert unter. Ein Trucker erzählt mir, dass die Fahrzeiten in Kanada auf 13 Stunden herabgesetzt sind. Jetzt muss er seine Pausenzeiten anders einrichten und kommt nicht mehr zu den Freunden, die er bisher besucht hat. Eine persönliche Sicht auf die Dinge eben. Auf den Highways zähle ich die Kilometer von der im Asphalt abgebildeten Bremsspur, die in den Gegenverkehr reicht bis zur nächsten Bremsspur. Es sind durchschnittlich 10 Kilometer. Die Straßen führen fast immer nur gerade aus, die Kurven sind langgezogen und die Straßen gut zu befahren. Auf einer Strecke von 1.000 Kilometern gibt es vielleicht zehn Schlaglöcher, von denen fünf nebeneinander auf dem Highway 99 liegen. Ich verliere das Gefühl für die Geschwindigkeit und beim Blick in die Natur auch manchmal die Fahrspur. Da ich fast alleine auf den scheinbar unendlichen Weiten unterwegs bin, ist das kein Problem. Nur wenn es eins werde sollte, sicher mein letztes. In der letzten Kurve vor Teslin im Yukon, einer 20 Häuser Gemeinde, immerhin mit Flugplatz und Arzt, fahren wir an einem im Straßengaben liegenden brennenden Auto vorbei. Nebenan stehen zwei voll bepackte Motorräder. Der Notarzt führt eine Reanimierung durch, während ich von einer Polizistin am Unfallort vorbei geleitet werde. 35 Minuten brauchen wir noch bis in die Stadt. Kurz vorher überholt mich der Krankenwagen und ich hoffe, dass der Autofahrer durchkommt.
Zwischendurch ein Hinweisschild zum Alaska Highway 724 km und zur nächsten Tankstelle 251 km. Die nächste Kreuzung in 600 km und keine Übernachtungsmöglichkeit. Campen werde ich heute bestimmt nicht mehr. Noch knapp eine Stunde zum nächstgelegenen Motel. Das sind die Entfernungen, an die ich mich noch nicht gewöhnt haben. Und an die ebenso ungewöhnlichen Temperaturunterschiede. Wenn die Wolken die Sonne frei geben, ist es in meiner Motorradbekleidung sehr warm, bei Regen schalte ich die Griffheizung ein. Ich mache bei strahlendem Sonnenschein einen Abstecher zum Francois Lake, wo Schweizer ein kleines Appartementdorf betreiben und finde Quartier in einem Motel in Burns Lake. Motels haben hier für jede Person ein Queen Size Bett. Trucker kommen hier auch schon mal zu dritt, andere zu viert unter. Ein Trucker erzählt mir, dass die Fahrzeiten in Kanada auf 13 Stunden herabgesetzt sind. Jetzt muss er seine Pausenzeiten anders einrichten und kommt nicht mehr zu den Freunden, die er bisher besucht hat. Eine persönliche Sicht auf die Dinge eben. Auf den Highways zähle ich die Kilometer von der im Asphalt abgebildeten Bremsspur, die in den Gegenverkehr reicht bis zur nächsten Bremsspur. Es sind durchschnittlich 10 Kilometer. Die Straßen führen fast immer nur gerade aus, die Kurven sind langgezogen und die Straßen gut zu befahren. Auf einer Strecke von 1.000 Kilometern gibt es vielleicht zehn Schlaglöcher, von denen fünf nebeneinander auf dem Highway 99 liegen. Ich verliere das Gefühl für die Geschwindigkeit und beim Blick in die Natur auch manchmal die Fahrspur. Da ich fast alleine auf den scheinbar unendlichen Weiten unterwegs bin, ist das kein Problem. Nur wenn es eins werde sollte, sicher mein letztes. In der letzten Kurve vor Teslin im Yukon, einer 20 Häuser Gemeinde, immerhin mit Flugplatz und Arzt, fahren ich an einem im Straßengaben liegenden brennenden Auto vorbei. Nebenan stehen zwei voll bepackte Motorräder, wie die unseren. Der Notarzt führt eine Reanimierung durch, während ich von einer Polizistin am Unfallort vorbei geleitet werden. 35 Minuten brauchen ich noch bis in die Stadt. Kurz vorher überholt mich der Krankenwagen und ich hoffe, dass der Autofahrer durchkommt.
Die Fahrt von Stewart in British Columbia vorbei an den Gletschern und dem riesigen Gebirge übersäht mit Wasserfällen, die aus dem Himmel zu kommen scheinen und sich ihren Weg auf die Erde bahnen, führt mich in ein weiteres unbekanntes Naturschauspiel im Yukon. Kilometer lange verbrannte Wälder. Die schwarzen Baumstämme säumen kilometerlang rechts und links den Highway 37. Seen, die von verkokelten Nadelbäumen umgeben und gar nicht mehr idyllisch sind. Verbrannter Holzgeruch liegt in der Luft.
Im Anschluss führt die Straße einen Berg hoch und eröffnet den Blick auf nicht enden wollende grüne Tannenwälder und die Yukon Gebirgszüge. Der Highway verläuft jetzt oberhalb der Baumspitzen, die im Vergleich zu den Bergen wie Streichhölzer erscheinen. Um mich herum 180 Grad wilde Natur und 180 Grad Himmel. Ich fahre verträumt im Sonnenschein, sprachlos von dem Naturschauspiel, dass ich um mich herum verfolgen kann. Regengüsse, die zwischen weit entfernten Bergen vorbei ziehen und sonnenüberflutete Gebirge auf der anderen Seite. Ich fahre vom Sonnenschein in den nächsten Regen und zurück.
Unterwegs treffen wir am Straßenrand eine Bikerin. Diana ist mit ihrer Honda Shadow liegen geblieben. Hilfe bekommt sie bereits von einem Paar mit einem der hier weitverbreiteten Riesencampingmobile, an die man sein Auto anhängt. Ihr Motorrad läuft, nachgefüllt mit Benzin und etwas Öl, bereits. Wir nehmen sie dennoch mit in Schlepptau und ich wundere mich über die Gelassenheit der hier weitverbreiteten amerikanischen Motorradfahrer und -fahrerinnen. Nach 30 km bleibt sie wieder liegen. Charly dreht um und schaut nach. Diane wusste nicht, wie man ein Motorrad auf Reserve stellt. Die rosagefärbte Motorradjacke ist dafür passgenau zum rosafarbenen Motorradhelm. Die traut sich etwas. Keine Ahnung und ganz alleine durch diese gottverlassene Gegend zu reisen erfordert Mut oder eben amerikanische Gelassenheit. Diane verlässt uns an der nächsten Tankstelle in Richtung Anchorage. Später setzten wir unseren Weg auf der einzigen Straße in Richtung Norden weiter fort.
Während die Straßen bisher völlig problemlos zu befahren waren, warnt mich kurz vor dem Alaska Highway eine Bikerin vor der kommenden dreckigen Straße. Dreckige Straße, welche Straße ist schon sauber, denke ich und stelle dann fest, dass dreckig richtig schlimm dreckig ist. Der Highway 37 wurde erweitert und der Regen allein spülte die darauf liegende Bauerde nicht weg. Und es sollte noch besser kommen. Vor mir eine Nebelwand. Erst denke ich, es kann sich nur um Wolken handeln. Obwohl die Sonne scheint? Also eine große Staubwolke. Vor uns muss wohl ein Auto fahren. Ich sehe aber keins und ich kann hier sehr weit blicken. Der Staub wird vom Wind, der mich manchmal fast von der Straße stößt, hochgewirbelt und bleibt in der Luft hängen. 53 Kilometer lang! Danke nein, ich bin froh als das endlich geschafft ist. Ein Grund stehen zu bleiben und ein Foto als Erinnerung mitzunehmen.
Kaum fahre ich weiter, streikt Charlys Motorrad. Nichts geht mehr. Diesmal ist es aber bestimmt die Lichtmaschine. Er ist sich sicher, dass jetzt nichts mehr geht. Wieder einmal in einer verlassen Gegend, in der vielleicht hunderte von Kilometern keine nächste Werkstatt liegt. Er habt wieder einmal Glück gehabt, es ist nur eine lockere Batterieschraube. Dafür macht meine Maschine jetzt Probleme. Statt der 82,5 Moz Einheiten im Kraftstoff, gibt es an der einzigen Tankstelle weit und breit nur 81 Moz. Die Maschine dreht 8.000 Umdrehungen in der Minute und liegt damit im roten Bereich. Hier soll meine Abenteuertour nicht enden. Ich halte immer wieder an, um die Maschine neu zu starten. Irgendwann kann ich das auch während der Fahrt: Maschine ausmachen, während sie noch rollt und im zweiten Gang in Fahrt erneut starten. So verliere ich keine Zeit, die ich eigentlich habe. Am kommenden Tag stellt sich heraus, dass es sich gar nicht um die Octanzahl dreht, sondern auch bei meiner Batterie die angeschlossene Bordnetzsteckdose der bereits fast leeren Batterie weiteren Strom entzieht. Die Aufladung des Netbooks während der Fahrt hat zu viel Strom entzogen. Nur weil mein Navigationsgerät von selbst auf Akkuleistung umstellen will, habe ich den Zustand der Batterie erst mitbekommen. Laden des Netbooks, Griffheizung und Navigerät sind eben zu viel Beanspruchung für eine kleine Motorradbatterie.
Mit dem Netbook kann ich fast jederzeit über das Internet telefonieren und wir können die Internetseite mit Texten und aktuellen Fotos zu ergänzen. Zuerst machen wir das noch zusammen, später wird sich genau das als Problem erweisen. Was heute nicht alles möglich ist und vor zehn Jahren noch nicht gängig. Dennoch das Netbooks ist bei weitem auf dieser Tour nicht so wichtig wie eine funktionstüchtige Batterie. Und an der lag es schließlich. Bordnetzsteckdose und Navikabel abgeklemmt und schon funktioniert meine Maschine wieder wie ich es gewohnt bin. Sie schnurrt den Highway entlang.