Landurlaub

23.01.

Mein erster Urlaubstag geht ohne große Aktivität vorüber. Ausschlafen. Frühstücken. Nach einer neuen Buchung fragen, die dann doch immer günstiger über Agoda statt vor Ort ist. Mittagsschlaf. Abendessen. Schlafen.

 

Erst am nächsten Tag bin ich in der Lage die Umgebung zu erkunden. Wunderschön. Hier lohnt es sich zu bleiben.

Die Vorkommnisse mitten in der Nacht einen Tag vor meiner Abreise nach Kambodscha werden sich wohl nicht wiederholen: Sehr nette und viel zu laute Musik vor den Hotelzimmern gegen 24 Uhr. Mehrere junge Thaimänner haben ihre beiden Autos am Strand gegenüber geparkt. Zwei lassen eine Motorradhinterreifen heiß laufen, so dass eine riesen Qualmwolke entsteht. Muss nicht wirklich sein. Wahrscheinlich haben sie zu viel getrunken. Zwei junge russische Familienväter von nebenan, machen ihnen deutlich, dass sie Ruhe haben wollen. Da droht ein kleiner Thai mit vollem Körpereinsatz in einer aufbäumenden Geste, dem kräftig aussehendem Russen Prügel an. Leider  lässt der es sich nicht nehmen hinzugehen. Und schon hat der kleine Thai einen Eisenschlagstock in den Händen und schlägt mit unbändiger Kraft Richtung Russen. Der kann sich zunächst ducken, was den Thaijungen aber noch wilder werden lässt. Ein Wettlauf setzt ein und ich brülle so laut ich kann „stopp, stopp, stopp“. Als die beiden an meiner Tür vorbei laufen, mache ich sie lieber zu. Allerdings nicht ohne dem Russen noch eine kleine Möglichkeit zu lassen sich hier zu schützen. Der versteht es nicht und rennt ein paar Türen weiter zu seinem Zimmer. Dort sind auch andere Helfer, so dass letztlich wieder Ruhe einkehrt und die jungen Thais mit ihren Autos und Motorrad verschwinden. Heute bei meiner Rückkehr erfahre ich vom Hotelmanager, dass der Russe wohl tatsächlich eins auf die Nase bekommen hat und es natürlich besser wäre sich nicht anzulegen und die Polizei zu rufen. Leider sei dies hier ein öffentlicher Strand. Lass mir gleich mal die Polizeinummer von Koh Chang geben, die an besagtem Abend nicht mehr kam, weil die jungen Thais dann relativ schnell verschwanden. Vielleicht ein Foto machen, sagt der Hotelmanager noch. Was in der Nacht nicht wirklich möglich war. Also dann. Wird wohl nicht so schnell wieder passieren an diesem schönen kleinen Sandstrand an dem ich gestrandet bin.

Schau mir am Abend ein paar lustige Internetvideos an und schlafe zufrieden ein.

25.01.

Habe übers Internet mit meinem Mobiltelefon die nächsten sieben Nächte im Cliff Cottage Resort, das an der engsten Stelle und wahrscheinlich schönsten Stelle von Koh Chang liegt gebucht. Verbringe den Morgen mit einer Tasse Kaffee und in einer Hängematte. Gegen Mittag fallen mir zwei Motorradfahrer auf, die wie echte Reisende aussehen und spreche einen an. Sie kommen aus Schweden und sind mit ihren Motorrädern bereits über 25.000 km über Pakistan und Indien hier her gefahren. Unglaublich. Heute soll es weiter nach Kambodscha gehen.

Das erinnert mich natürlich an meine Motorrad-Abenteueramerikas-Reise über die Panamericana von Vancouver Richtung Alaska und zurück über Zentralamerikas bis nach Patagonien/Chile. Beneiden tue ich sie aber gerade nicht. So eine Reise bringt schon verdammt viele Einbußen mit sich, wenn auch unvergessliche Erfahrungen, die ich nie missen möchte. Letztlich bin ich froh, dass ich so mutig war und all die Erlebnisse machen durfte, ohne selbst zu Schaden zu kommen. Ganz im Gegenteil, wenn ich Hilfe gebraucht habe, habe ich sie immer wieder von den Menschen auf meinem Weg bekommen. Was sicher auch ein Zeichen dafür ist wie respektvoll man mit anderen Menschen umgeht. Und sich natürlich auch sicherheitsbewusst zu verhalten.

Habe gestern von Frank noch erfahren, dass das Großsegel auf dem Weg nach Malaysia runtergekommen ist, weil an der Mastspitze irgendwas gebrochen ist. Konnte wieder repariert werden. So hielt es sich die letzten knapp sechs Wochen dran. An ein entspanntes Segeln war gar nicht zu denken. Eher Sea Trails (Probefahrten). Den Bau haben die beiden nach eigenen Aussagen längst bereut. Und als Lara nicht aufhörte ihre eigenen Probleme mit mir über Whattsapp verarbeiten zu wollen, habe ich ihre Nummer kurzerhand blockiert. Immerhin hat sie sich kurz bedankt, denn ohne mich hätten sie mit ihren beiden Sportbootführerscheinen gar nicht starten dürfen. Na dann.

Ich mache jetzt Urlaub! Den, den die beiden eigentlich bräuchten, sich aber nicht gönnen können. Nicht mein Problem. Nicht mehr mit mir! Ich habe jetzt Urlaub! Juuchhuuuu! Mal sehen was ich damit anfange. Es muss ja nicht unbedingt viel passieren. Einfach hier bleiben und schauen, wonach mir ist oder auch nicht. Aufatmen. In der Hängematte liegen. Schreiben. Essen gehen. Entspannen. Anfang März nach Bangkok zu Bee fahren und anschließend nach Hause fliegen. Im Moment bin ich lieber hier in der Sonne als im verschneiten kalten Deutschland. Auch wenn das natürlich sehr schön sein kann mit meinen FreundInnen, dem Salsa tanzen, Walken und Joggen, selber kochen und vor dem Kamin sitzen und vieles mehr …

28.01.

Heute Morgen bin ich auf Hugo, einen Imker aus Italien, getroffen. Er hat die Minibustour entlang der Küste nach Kambodscha gebucht, die ich ihm gestern Abend empfohlen habe. Wir kochten mit neun Urlaubern und vier Locals vom Cliff Cottage Hotel in ihrem Zuhause Nudeln mit einheimischem Gemüse, grillten Brot über dem Feuer und tranken dazu Limonade, Wasser oder Bier. Zwei dänische Frauen mit Kind, zwei Frauen aus der Nähe von Barcelona, eine aus Lima/Peru, Frank und ich aus Deutschland und der Italiener Hugo. Viele interessante Diskussionen über die verschiedenen Reisen, Sprachen und Dialekte, Lebensgeschichten und -weisheiten kamen zueinander. Und heute gehen alle hoffentlich reicher an  freundlichen Begegnungen wieder ihren eigenen Weg. Bis auf Hugo, der erst morgen abreist und gerade in meiner kleinen Bucht auf und ab schnorchelt. Mir ist das in der Mittagshitze viel zu warm und die Gefahr eines unbemerkten Sonnenbrandes zu hoch.

In den letzten Tagen bin ich mit einem gemieteten Roller die einzige Straße hier entlang der Küste immer wieder entlang gefahren. Gefühlt kenne ich auf den ca. 30 Kilometer jetzt jeden Laden und habe es aufgegeben mir irgendeine dieser bunten kurzen und langen Hosen, Röcke, Kleider oder T-shirt mit Elefanten darauf anzusehen oder zu kaufen. Dafür besitze ich jetzt einen eigenen Wasserkocher zum Kaffee kochen und einen kleinen Vorrat an Lebensmittel für ein leckeres Frühstück. So mache ich mir den Morgen gemütlich vor meinem Zimmer bei Sonnenaufgang. Am Abend gehe ich schon mal hoch auf die kleine Anhöhe da hinter, lege mich in die Hängematte oder beobachte den Sonnenuntergang im Meer. Und so ergab sich gestern Abend das Essen bei den Einheimischen spontan durch die Einladung über Frank, der mit anderen auch hierher kam. Very very good.

Meine einzige Aufgabe heute: Wasser für Morgen einkaufen. In den nächsten Tagen werde ich weitere Tage hier in der Unterkunft buchen. Nach einigen Recherchen in den letzten Tagen für mich der beste Ort zu bleiben. Bin selbst mal gespannt, ob ich irgendwann Lust bekomme weiterzureisen. Im Moment nicht. Sonne, Wasser, Strand, nette Menschen, Unterkunft, Essen, gute Luft … alles da.

Und dann muss ich doch schnell zwischen dem Schreiben und Veröffentlichen hier noch ein Zimmer für die nächsten sieben Tage buchen. Nächste Woche ist chinesisches Neujahr und im Internet sind zunehmend alle Zimmer weg … hoffentlich beruhigt sich die Lage dann wieder. Es wird etwas teurer als erwartet … doch zu lange mit der Buchung gewartet! Statt 20 € zahle ich jetzt 25 € pro Nacht. Habe aber gerade noch ein Zimmer bekommen.

 

So wirkte es zunächst und dahinter steckt die Beobachtung durch die Anbieter der Hotels, die genau wissen wie oft ich wann und wo nach Hotels schaue. Bin denen auf den Leim gegangen. Habe gebucht und nach drei Stunden wieder storniert, weil dann alles wieder zu haben war. Also „go incognito“ und nicht zu oft beim selben Hotel schauen … die machen sich dann ihren Reim daraus. Letztlich habe ich das Zimmer dann doch für die üblichen 22 € bekommen. Und hoffe, dass die Rückerstattung in 7 – 12 Tagen (Kleinkredit gegeben!) bei booking.com klappt.

29.01. Ostküste von Koh Chang

Mache mich heute mit dem Roller auf zur Ostküste von Koh Chang. Da ich die einzige Straße bis dorthin schon so oft gefahren bin, halte ich erst nach einer Stunde Fahrt an. Bei den Temperaturen ist fahren wie eine Klimaanlage.

Die Ostküste ist wunderschön grün, einsam und verlassen. Kaum Touristen. Keine Souvenirläden. Kaum Autos und Roller. Wenige Restaurants und Resorts. Ein Hostel.

Hatte von dem Mangroven Walk gelesen und will ihn erkunden. Vorher komme ich an einem sehr bunten buddhistischen Tempel vorbei.

Und fahre danach die Straße weiter geradeaus. Mir folgen weiteren Rollerfahrer und so wäge ich mich in vermeintlicher Sicherheit, dass dies der richtige Weg ist. Leider verkehrt wie ich am Ende der Straße auf der Internetkarte mit Standortangabe erkennen muss. Aber auch schön.

Ich drehe um und biege direkt am buddhistischen Tempel in den kleinen Weg ein, an dem lediglich ein Schild auf thailändisch wahrscheinlich auf den Mangrovenpfad hinweist.

Und dann ist es einfach nur noch herrlich grün, friedlich und sehr ruhig. Die tropische Luft wir zunächst durch den dichten Mangrovenwald gekühlt.

Die offene Mangrovenfläche darf ich am frühen Mittag auf dem Holzsteg  ganz allein durchwandern. Welch ein Glück!

Erst auf dem Rückweg begegne ich anderen Urlaubern, die von der Hitze ganz schön mitgenommen aussehen. Nach über sechs Wochen habe ich mich an die schwüle Hitze und das Gefühl immer irgendwie verschwitzt zu sein gewöhnt. Die Schrittfrequenz ist schon länger an die Hitze angepasst. Ich gehe mittlerweile sehr langsam und genieße die Natur pur.

Auf dem Weg zurück kehre ich in einem einheimischen Restaurant ein, dass einem Holzverschlag ähnelt. Esse ein leckeres rotes Currygericht und fahre noch zur äußersten Bucht der Ostküste mit dem Marine Denkmal für den Kampf am 17. Januar 1941 zwischen französischen und thailändischen Schiffen.

Dann geht es zurück „nach Hause“ in mein Zimmer mit Klimaanlage, Kühlschrank, eigenem Bad und Abstellraum. Hier werde ich mindestens noch bis Mitte Februar bleiben und die Sonne genießen. Obwohl es seit acht Wochen nun auch zum ersten Mal einen kurzen Regenschauer gegeben hat.

01.02. 

Sitze am Abend draußen vor meinem Zimmer als auf einmal eine Honda African Twin anhält und der athletische Fahrer mich nach dem Preis der Unterkunft fragt. Wir halten einen kleinen Plausch und schon dreht er um und bucht eins der Nachbarzimmer. Ben aus UK lebt in Huan Hin und hat sich ein neues großes Motorrad zugelegt, mit dem er gleich einen Unfall hatte und es nach der Reparatur nun ausprobiert. Jedes Jahr ein Unfall, erzählt er später. Er ist jung und fährt gerne schnell … da bleiben Unfälle wahrscheinlich nicht aus. Interessant, dass er mir bestätigt, dass es nicht möglich bzw. so einfach ist in Thailand ein Motorrad zu kaufen und zu versichern. Selbst, wenn man hier lebt. Und dann damit auch noch in die Nachbarländer zu reisen. Kein Wunder, dass ich es aufgegeben habe. Und mit der eigenen Maschine hierher zu kommen ist ein weiter Weg über Paskistan und Indien. Das will ich glaube ich nicht mehr. Dann lieber mit dem eigenen Schiff segeln gehen …. Erstmal noch ein Traum.

Während ich hier sitze und an meiner Abenteuerseite weiterschreibe, kommt Ben vorbei. Er musste sein Motorrad in eine kleine Werkstatt bringen, weil ein Nagel in seinem Reifen steckte. Na hoffentlich kriegen die das wieder hin. Das Leihauto ist nicht wirklich eine gute Alternative für einen leidenschaftlichen Motorradfahrer. Ich werde mal schauen, wo er ist. Habe einen Hondahändler hier auf Koh Chang gefunden. Für Roller, aber wer weiß … wozu das gut ist. Es bleibt spannend … hier in der Nähe des Bang Bao Piers auf Koh Chang.

09.02.

Der Reifen an Bens Motorrad wurde von einer kleinen Werkstatt repariert und so zog er weiter seines Weges. Hier kommen und gehen die Urlauber fast täglich: Viele Russen, viele Chinesen und Thailänder, Dänen, Schweden, Engländer, Niederländer, Schweizer, Deutsche.

Meditieren beim Muschelketten basteln.

Schaue mir die Sonnenauf- und -untergänge an und dem Wasser zu.

Schaue jeden Morgen und Abend den Affen zu.

Und lerne ab und zu ein paar Touristen kennen: So auch Davide. Einen italienischen Rentner, der gleich nebenan wohnt. Auch er ist Segler und so gehen wir zusammen eine Runde spazieren und haben gute Gespräche miteinander. Bis auch er bald wieder nach Ko Mak abreist.

Die nächste Reise steht an. Vier Wochen auf Koh Chang waren wohl nötig und haben zur Erholung und Entspannung gereicht. In den letzten Tagen habe mich viel im Zimmer aufgehalten und meine nächste Reise organisiert:

Den Minibus nach Bangkok für 23 €. Hotel in Bangkok. Flug von Bangkok nach Bali für 12 Tage und zurück. Hotel auf Bali für die ersten fünf Tage und dann mal sehen … und das Hotel für die letzten Tage in Bangkok bis zum Heimflug brauche ich noch. Merke, ich muss wieder aktiv werden und weiterziehen. Eine Woche auf Koh Chang habe ich noch. Dann war ich vier Wochen hier und habe es sehr genossen! Das Cliff Cottage für mich der schönste Platz hier: Ruhig, am Wasser gelegen, der Strand mit Muscheln vor der Tür, Schnorcheln wer mag direkt um die Ecke, Sonnenaufgang direkt vor dem Zimmerfenster, Sonnenuntergänge 100 Meter auf den Berg rauf mit fantastischer Sicht aufs Wasser der andere Seite der Bucht. Einmalig. Ich werde es immer wieder mal vermissen.

Ob ich nochmal her komme? Keine Ahnung. Es ist auch sehr touristisch und sehr warm. Das Wasser oft nicht sauber und das längere Leben hier nicht ganz so preiswert wie man vielleicht glauben mag, insbesondere für Ausländer. Der Versuch die thailändische Sprache zu erlernen … bei dem heißen Wetter nicht nur für mich eine fast unlösbare Aufgabe, auch für die netten Thailänder an der Rezeption. Gewollt und viel zu heiß und den Rest der Zeit zu müde. Das Klima hier lässt mich fast noch träger werden als die ohnehin schon einheimischen Thais. Ehrlich kein Wunder. Etwas Essen und Trinken in den frühen Morgen- und späten Abendstunden. In der heißen Vormittags-, Mittags-, und Nachmittagssonne … nichts tun (können). Nur ein halbes Bier am Abend verursacht Kopfschmerzen am nächsten Morgen.

Ungefähr so geht es auch Anon. Thaichinese, der hier zur Arbeit angeheuert hat und den Strand sauber hält, die Steine des Vorplatzes entfernt, die Affen vertreibt, sobald die Touristen sie fotografiert haben, auf dem Tauchboot mithilft und in drei Monaten eine Strandbar am White Sand Beach eröffnen will, um Geld für eine Reise nach Indien zu sparen oder einen eigenen Zoo zu eröffnen. Vielleicht muss er vorher auch zurück in seinen Wald, wo er her kommt und den er manchmal vermisst. Wer weiß?! Da werde auch ich schon weit weg sein und an die regelmäßige Arbeit der Menschen hier zurück denken: Dem Rollervermieter und seiner Familie, die jeden Tag vor ihrem Haus auf Kundschaft warten. Der mir den Roller nur gegen den Personalausweis gab, weil ich ihn gleich für fünf Tage gemietet habe. Eine Kokosnuss schälte und aufmachte for free. Jetzt weiß ich zumindest wie es geht, auch wenn mir das Messer dazu fehlt. Den beiden thailändischen Mädchen, die jeden Tag die Zimmer der Abgereisten säubern und für die restlichen keine Zeit mehr finden. Den wirklich sehr aktiven Hotelmanager, der mir bei der legalen Wiedereinreise nach Thailand geholfen hat. Die Frauen an der Rezeption, die sich über mein Wiederkommen aus Kambodscha und den langen Aufenthalt hier freuten. Wir kennen uns jetzt vom Sehen. Ob sie oder ich hier nächstes Jahr wieder sein werden?

Auf nach Bangkok, Bali und zurück!