Ausreise aus Thailand

 

06.01.

Zurück vor Pattaya. Zwei Affen von der Affeninsel kommen an Bord. Wir haben Respekt und füttern sie nicht. Werden die Affeninsel in den nächsten Tagen trotzdem besuchen.

07.01.

Fahre mit Lara zum deutschen Konsul, Herr Hofer, in Pattaya. Er wird die Sportbootführerscheine und meinen Sportseeschifferschein in Kopie beglaubigen. Auf dem Weg hin verliert Lara ihr Portemonnaie und bemerkt es  als wir die Beglaubigungen bezahlen wollen. Da hilft es nur ruhig zu bleiben. Als ich frage, sagt uns Herr Hofer, dass i. d. R das Geld weg ist, das Portemonnaie und die Papiere wie der Ärzteausweis, Führerschein etc. aber entweder bei ihm oder in der Botschaft in Bangkok landet. Mal sehen was aus der Visakarte wird. Meine Strategie, so schnell wie möglich zurück zum Taxistand zu fahren und den jungen Taxifahrer mit seinen markanten langen Haaren zu suchen. Ich bezahle die Beglaubigungen. Ein Paar hat alles mitbekommen und will uns helfen. Sie fahren auf ihrem Mopped ebenfalls zum nahegelegenen BigC Supermarkt. Nehmen selbst  ein Hoteltaxi, das vor dem Konsulat steht. Der Fahrer verdient gerne ein paar Bath extra für das für Hotelgäste kostenlose und extravagante Taxi. 

Am Supermarkt angekommen, teilen wir uns auf. Ich laufe ich zum Seiteneingang, an dem der Taxifahrer vorher gesessen hat. Nicht da. Schaue um die Ecke und glaube meinen Augen nicht. Ich sehe von hinten seine wunderschönen langen schwarzen Thaihaare und erfahre, dass er noch nicht wieder hinten in sein Taxi geschaut hat, nachdem wir ausgestiegen sind. Wir gehen zum Taxi, öffnen die hintere Taxitür und siehe da, das Portemonnaie liegt auf dem Boden im Taxi. Welch ein Glück. Schnappe es mir und laufe zur überglücklichen Lara, die sich ganz herzlich beim Taxifahrer mit einem Trinkgeld bedankt. Ein spannender Tag mit glücklichem Ausgang endet mit dem Kauf einer Champagnerflasche für die anstehende Ausdeklarierung am 10.01. An die die beiden nach harten fünf Jahren noch nicht wirklich glauben wollen.

08.01.

Die nächsten Reparaturen stehen an. Der Wastetank oder auch Kaketank stinkt schon länger und ich schaue nach. Stelle leider fest, dass er nicht ganz dicht ist und wenn zu voll und genug Welle da ist, überläuft in den Motorraum. Den ich mit Wasser und Sauger nun von diesen Resten befreie. Arbeit, die getan werden muss. Und vielleicht profitiert Frank, ein eventuell neues Crewmitglied, mit dem Rudi in Kontakt steht. Es stinkt nämlich genau vor der freien Koje. Frage mich, wie Joe das ausgehalten hat.

09.01.

Der 10. kommt näher und die Anspannung, ob die Ausreise gelingen wird, ist deutlich zu spüren und seit Tagen Gespräch. Ein klärendes Gespräch mit den Eigner hat für mich die Situation allerdings entspannter werden lassen. Habe klar angesagt, dass ich an Bord tue was ich kann und falls das nicht ausreicht, eben andere Lösungen, heißt letztlich mein von Bord gehen, her müssen. Damit wäre dann die Ausreise, für die tatsächlich drei Personen an Bord sein müssen, nicht mehr möglich. Ich denke, dass hat dann ohne es auszusprechen letztlich gewirkt. Rudi schraubt zwar seine unermesslichen Ansprüche an sich selbst nicht herunter. Ich muss damit aber auch nicht gleichziehen, wenn ich weiter zufrieden an Bord bleiben will. Es läuft gerade rund. Bis auf Laras Verletzung unter der Fußsohle, die nicht so schnell heilen will wie gerne gewünscht. Ungeduldig sind beide auf ihre Art, trotz der 60+.  Energiebündel hoch 10. Die nicht leicht auf den Boden der Tatsachen zu bringen sind. Ist aber auch nicht meine Aufgabe. Eigentlich! Bin vielleicht schon zu tief in deren Problemen drin und versuche Ruhe hineinzubringen. Eine unendliche Geschichte … ich freue mich auf das neue Crewmitglied Frank … Lastenverteilung …

Wir lenken uns ab und fahren zu den Affen auf der Affeninsel. Wunderbar!

10.01.

Der Tag der Entscheidung. Ich wache auf und bekomme nur noch schwer Luft. Die ganze Luft vor Pattaya riecht nach verbrannten Reifen.  Der Druck auf der Brust ist hoch und nimmt erst im Laufe des Nachmittags wieder ab. Meine lieben Freundinnen würden wahrscheinlich behaupten: Das passt ja wie die Faust aufs Auge an diesem Tag der Entscheidung. Zufall oder Schicksal?! 

Ein sehr interessanter Link zur Luftverschmutzung auf der gesamten Erde: http://aqicn.org/map/thailand/de/

Bin echt froh, dass wir morgen hier abreisen sollen. Aber zunächst geht es zu Serenity Yachtcharter Werft. Viele Unterschriften sind zu leisten. Pu fährt mit uns zum Immigration Office. Wir checken aus Thailand aus. Kaum zu glauben, dass es tatsächlich morgen losgehen soll. Ausreise innerhalb von 24 Stunden notwendig, steht in den Papieren. Den beiden fällt einer von sehr vielen Steinen vom Herzen. Ich schlafe heute sehr früh, wieder mit Atemmaske ein, nachdem Lara und ich noch einen anstrengenden Großeinkauf erledigt haben, den Rudi kritisch hinterfragt und leider nicht wertschätzen kann. Stand er doch zwei geschlagene Stunden rum, weil nur Lara den Schlüssel vom Kat mitgenommen hat und nicht mit mir zurück gefahren ist. Ich finde eine Lösung.... 

11.01.

Wir heben den Anker, tanken in der Marina ein letztes Mal auf und verlassen Pattaya. Segeln bis in die Nacht hinein und bekommen auf einmal Probleme mit der Lenkung als wir die Segel mitten in der Nacht kurz vor dem Ankermanöver herunternehmen. Als hätten wir heute nicht schon genug erlebt. Die Steuerung versagt, für einen gefühlt zu langen Moment. Am nächsten Morgen wird klar: Die überall auf dem Wasser gut sichtbare Verschmutzung, hat ein recht großes Fischernetz mit zerbrochenen Stöcken und Kunststoffbojen in die rechte Schraube verbracht und die Ruderwirkung versagte. Irgendwie schaffte es Rudi, en Katameran mit dem zweiten Motor zu steuern, ließ schnell das Großsegel runterfallen und wir ankerten. Beim unvorhergesehene Manöver entstanden keine weiteren Schäden. Das Netz entferne ich am nächsten Morgen im ich klären Wasser, nachdem der Wind den Dreck aufs Meer getrieben hat, der erst langsam wieder zurückkommt.

13.01.

Endlich wieder in Koh Chang (Elefanteninsel). Die Luft wird besser, wenn auch nicht ganz sauber. Ich lade die Beiden zum Essen ein und kann sie überzeugen einen Tag zu pausieren. Wir besuchen einen Seitenfluß und segeln den nächsten Tag sogar in die nächste Bucht.

14.01.

Weitere Reparaturen stehen an und der hilfreiche Besuch von Frank. E r hat sich von Vietnam aus auf den Weg nach Koh Chang gemacht und hat ganz in der Nähe unserer Bucht eine Unterkunft gefunden. Welch ein glücklicher Zufall?! Wir bringen in glühender Hitze Leinen für den Code Zero aus und verlegen den Fockniederholer. Und weil es heiß und spät ist und auch Frank noch nicht richtig in diesem Klima angekommen ist, müssen wir am nächsten Tag nochmal ran. Wenigstens essen wir am Abend nett zusammen und lernen Frank besser kennen und er die offensichtlichen Probleme an Bord. Nicht nur die materiellen, sondern auch die Anspannung. Die kurz nach dem er von Bord geht, für mich unerträglich spürbar wird. Seit Wochen zu dritt, da lebt man wie in einer eigenen Parallelwelt. 

15.01.

Rudi beginnt schon am nächsten frühen Morgen das Schiff mit dem Hochdruckreiniger zu reinigen. Was zu einem lauten Chaos am frühen Morgen führt, dem ich mich  irgendwie ausgeliefert fühle. Und das nach einem wirklich anstrengendem Tag gestern. Frank wird telefonisch informiert, nach Wasser am Steg Ausschau zu halten, dass gebunkert werden könnte. Kurz danach entscheiden beide nicht am Steg anzulegen und lieber auf Knopfdruck selbst Trinkwasser herzustellen. Lara geht mich an, weil sie ein Kopfkino laufen hat, dass ich nicht einverstanden bin. Wir klären es und es ist wieder anstrengend für mich. Wenn keine körperliche Arbeit ansteht, dann psychische. Ich merke gerade deutlich, dass es mir zu viel wird. Frank kommt an Bord. Wir verlegen den Katameran und arbeiten in der Mitragshitze weiter. Zwischendurch gibt Lara auch noch eine bissige Bemerkungen ab: Es sei ihr Schiff und ich könnte gucken wo ich bleibe. OK. Vielleicht sollte ich sie ernst nehmen, denke ich gerade noch nicht. 

16.01.

Der anvisierte Wassermacher funktioniert nicht. Rudi muss eine andere Pumpe ausbauen und für den Trinkwassermacher verwenden. Eine aufwendige Arbeit, die gemacht werden muss, wenn die Beiden statt ins nahegelegene Kambodschia und anschließender Rückkehr nach Thailand zur Entspannung jetzt doch so schnell wie möglich nach Malaysia über den Golf von Thailand segeln wollen. Das könnten anstrengende Tage und Nächte der Überfahrt werden. Ich nehme mir Zeit und gehe eine Runde schwimmen. Setzte mich alleine an den Strand und spüre zum ersten Mal in mich hinein. Merke, dass ich das alles nicht mehr stämmen will und kann. Entscheide mich ganz klar hier auf Koh Chang auszusteigen. Frank, Lara und ich reden sehr lange, während Rudi arbeitet. Es wird dabei Abend und die Männer haben den Hunger, der mir vergangen ist. Wir essen und reden weiter. Mittlerweile habe ich beiden gesagt, dass ich aussteige. Die Sachen sind gepackt und am liebsten würde ich sofort von Bord gehen, habe aber noch kein Hotel gefunden. Und wir müssen die Formalia meiner Abreise noch regeln. Ich buche für die nächste Nacht in der gegenüber liegenden Bucht ein Hotel und schlafe eine weitere Nacht an Bord.

17.01.

Der Tag  beginnt früh wie immer. Mit dem Sonnenaufgang werde ich wach und treffe auf Lara. Wir trinken Kaffee. Ich schreibe eine Mail an den deutschen Konsul, Herrn Hofer, in Pattaya und hoffe, dass ich ihn heute Morgen auch telefonisch erreichen kann. Rudi ist heute früher dran als sonst. Möchte eine Videoaufnahme von mir haben, dass ich das Schiff auf eigenen Wunsch verlasse. Ich möchte gerne noch Herrn Hofer ab 10 Uhr sprechen. Das scheint ein Problem zu sein. Er droht gegen 9:30 Uhr an, dass er los will, ohne mich von Bord zu lassen. Da bekomme ich richtig Angst, drehe das Video und erreiche kurz danach auch Herrn Hofer, der mir schon per Mail geantwortet hat. Leider kann er mir keine Informationen gegeben, außer, dass ich im Hotel um Hilfe beten und 1000 Bath dafür anbieten soll. Auch Frank ruft kurz an und ich fühle mich wieder etwas aufgehoben, weil andere Menschen von mir wissen. Eine abenteuerliche Situation. Rudi bringt mich schließlich mit dem Dingi an den Sandstrand des gebuchten Hotels. Wir schütteln uns noch die Hand und dann ist dieses Abenteuer vorbei. Mir fällt ehrlich ein Stein vom Herzen.

Direkt am Strand treffe ich auf Bee, die mit ihrem Mann und Onkel hier ist. Sie wird in den nächsten zwei Tagen eine liebe Freundin werden, mit der ich die Insel erkunde und die mir hilfreich beim Immigration Office zur Seite steht. Kein Zufall?! Auch der Hotelmanager erklärt sich bereit mir zu helfen. Und so beginnt auch schon das nächste Abenteuer mit vielen Telefongesprächen mit seinen Freunden und Bekannten und den abenteuerlichsten Möglichkeiten, die ich jetzt habe oder nicht:

Zum Wiedereinchecken in Thailand zurück nach Pattaya ins Immigration Büro scheint keine gute Idee zu sein. In Trat zum nächstgelegenen Flughafen wohl auch nicht. Weder hier noch da kann ich einen Wiedereinreisestempel bekommen. Die Deutsche Botschaft in Bangkok ist telefonisch am Freitagnachmittag nur mit Bandansage zu erreichen. Die wildeste und letzte Chance scheint zu sein: Ans Festland zu gehen und von dort ein einheimisches Boot zu nehmen, dass mich nach Kambodscha bringt, um einen Einreisestempel zu bekommen. Und natürlich Bezahlung „unter dem Tisch“. Mir wird mulmig bei dieser Vorstellung ganz alleine in Kambodscha ohne weitere Hilfe dazu stehen.

20.01.

Nach zwei Tagen intensiver Recherche meiner Helfer nehme ich mir Zeit selbst zu recherchieren und entscheide mich dafür mit dem Minibus an die thailändische Grenze in Khlong Yai bringen zu lassen und dort, wenn möglich wiedereinzureisen. Mal sehen, wie ich das den Grenzern erkläre, die sich angeblich auch mit einreisenden Schiffpassagieren auskennen sollen.